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1. Die neueste Zeit - S. 287

1886 - Mainz : Kirchheim
Die Pläne Rußlands. 287 mit seinen civilisatorischen Wirkungen erhoffen lasse. Aber um diesen friedlichen Handelsverkehr zu erzwingen, war denn doch 1868 der Krieg gegen Bochara nötig geworden, und unverkennbar lag es vor aller Augen, daß es für den Zaren gar nicht möglich sei, die selbstgesteckte Grenze von 1864 wirklich einzuhalten. Die Besorgnis Englands für sehte indischen Besitzungen nahm deshalb beständig zu, insbesondere seitdem 1873 Rußlaud genötigt schien, den General Kaufmann auch in Chiwa einrücken zu lassen. Dasselbe Schicksal erlitten in den nächsten Jahren Chokand und Bochara, und seitdem 1874 auch die Organisierung einer neuen Provinz, der transkaspischen, beschlossen worden, die südwärts bis an die persische Grenze reichte, bildeten die Steppen der Turkmanen, die unabhängigen Vasallenstaaten Afghanistans und das Plateau des Pamir die letzte Saniere gegen Afghanistan, wo England schlechterdings zum Kampfe bereit stehen mußte. Bald jedoch schien es, als ob der Zusammenstoß der beiden großen Mächte früher noch als in Centralasien an einem näher gelegenen und wichtigeren Punkte stattfinden werde. Die orientalische Frage war seit 1870 wieder in Fluß gekommen , und Rußland verzichtete nunmehr auf jene vorsichtige Zurückhaltung, die es ein halbes Menschenalter hindurch fast unausgesetzt beobachtet hatte. Mit dem glücklichen Ausgange der Londoner Konferenz, welche die schlimmsten Folgen des unglücklichen Krimkrieges beseitigte und Rußland seine volle militärische Unabhängigkeit im Schwarzen Meere zurückgab, trat es der Pforte gegenüber in eine ganz neue Stellung. Es hatte ihr den augenfälligen Beweis geliefert, daß fein Ansehen in Europa wieder hergestellt fei, daß England der Türkei Hilfe zu bringen nicht wage, Österreich es nicht wolle, Frankreich nicht sönne. Je enger sich dann in der Folge das intime Verhältnis des Zaren zu feinen beiden kaiserlichen Nachbarn ausbildete, um so mehr fühlte sich auch der Sultan angetrieben, sich mit Rufelanb ans einen guten Fuß zu stellen, und es bauerte nicht lange, so war General Ignatjeff der einflußreichste unter den frem-bett Gesandten am Bosporus. Daß er biefe vortreffliche Position nicht bazn benutzen würde, um das türkische Reich durch gute Ratschläge zu kräftigen, lag aus der Hand; aber es bedurfte boch in der That kaum seiner Nachhilfe, um den Verfall des morfchen Staatswesens, der mit Riesenschritten zunahm, zu beschleunigen. Sultan Abdnl Aziz war bei seiner Thronbesteigung (1861) mit großen Hoffnungen begrüßt worben, die sich aber
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