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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 50

1895 - Gera : Hofmann
50 Drittes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der äußeren Geschichte. rüstig auf dem betretenen Wege weiter: „denn," sagten sie, „es hat sich gezeigt, daß die gemeinen Lande dadurch am besten geschirmt und das heilige Reich gestärkt und vermehrt wird, wenn wir einhellig, einander beiständig, zum Frieden beraten und beholfen sind." Aber dem Schwabenlande gereichte diese Stärkung des Bürgertums einstweilen nicht zum Vorteil, denn nun begannen von neuem die Fehden der Städte mit den Herren, namentlich mit Gras Eberhard, dessen Residenz Stuttgart sogar beschossen wurde. Der Straßburger Chronist, Königshofen, entwirft ein überaus trauriges Bild von dem Krieg und seinen Folgen. „1500 Dörfer wurden verheert und verbrannt; die Württemberger hieben das Getreide mit den Schwertern nieder, pflügten Acker und Wiesen um und säeten Senf in Furchen, schnitten die Reben ab und hieben die Fruchtbäume um." Kaiser Karl griff in diese Dinge nicht ein: er war ganz und gar mit seinen eignen Angelegenheiten beschäftigt. Während der Krieg in Schwaben wütete, weilte er in der Mark, meist in seinem Schlosse zu Tangermünde. Mit unermüdlicher Sorgfalt arbeitete er daran, dem verwahrlosten Lande Ordnung und Frieden wiederzugeben, die Gesittung der Insassen zu befördern, durch Bündnisse mit den norddeutschen Fürsten den Besitz zu sichern. Nachdem er in dieser Weise ein halbes Jahr lang für das zukünftige Gedeihen auch dieses Erblandes gesorgt, nötigten die allgemeinen politischen Verhältnisse den zweiundsechzigjährigen Fürsten, eine weite Reise — nach Frankreich — zu unternehmen. Er selbst freilich hielt seine eigentlichen Beweggründe geheim. Wie er öffentlich erklärte, wünschte er nur, zum heiligen Maurus zu wallfahrten und den französischen König, seinen Schwestersohn, wie dessen Familie vor seinem Tode noch einmal zu sehen und ihnen seinen Sohn Wenzel vorzustellen. Auch mag in ihm die Sehnsucht erwacht sein, Paris noch einmal zu besuchen, wo er seine Jugend verlebt hatte, aber das alles würde dem Kaiser, der von der Gicht schlimm geplagt wurde, kaum zu einer so beschwerlichen Reise vermocht haben. Vielmehr forderte vor allem die Lage des Papsttums eine Verständigung mit dem französischen Herrscher, denn die Übersiedelung des päpstlichen Stuhles von Avignon nach Rom war erfolgt. Am 17. Januar 1377 war Papst Gregor in die ewige Stadt eingezogen; nun galt es, den Unwillen Frankreichs zu beschwichtigen und zu verhindern, daß der französische König wieder auf die Rückkehr des Papstes nach Avignon hinarbeitete. Doch soll nicht geleugnet werden, daß auch das Privatinteresse des Kaisers es wünschenswert machte, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Hause Luxemburg und dem französischen Königsgeschlecht zu befestigen. Im Anfang November 1377 verließ Karl Tangermünde, traf in Aachen mit Wenzel zusammen und überschritt bei Cambrai seines Reiches Grenze. Hier hielt er ant 22. Dezember seinen feierlichen Einzug und auch in den andern Städten, durch die er kam, wurde er ehrerbietig begrüßt, aber ängstlich wurde jede Gelegenheit vermieden, bei der Karl seine kaiserliche Würde hätte entfalten können. Denn es sollte nicht scheinen, als besitze der Kaiser in Frankreich Rechte, die eben nur dem Landesherrn zustanden; alle
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