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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 90

1895 - Gera : Hofmann
90 Drittes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der äußeren Geschichte. er mit dem Genusse des Kunstverständigen seine schweren Geschütze gegen das Gemäuer feindlicher Burgen; er kannte jedes persönlich und nannte sie mit ironisch-zärtlichen Namen: die „schöne Kathl", den „Weckauf", den „Pnrlepauz", die „Singerin". Als trefflicher Exerziermeister wußte er mit Spieß und Feuerrohr so gut oder besser umzugehen wie jeder Landsknecht. Und als Sachkenner begutachtete er die Arbeit der Plattner (Harnischschmiede), wie er denn das kunstvolle Eisenkleid bis zur Vollendung ausbildete, das den ganzen Mann von Kopf bis zu Fuß bedeckte. Überhaupt gab es kaum eine Richtung des Interesses, die ihm fremd geblieben wäre. Sieben fremde Sprachen hatte er sich angeeignet; die humanistischen Studien fanden in ihm einen eifrigen und verständnisvollen Förderer; bis zum eignen Schaffen pflegte er Poesie und Litteratur. Im „Theuerdank" berichtet er über seine Brautfahrt nach dem „Fräulein von Burgund" (Maria), im „Weißkunig" über die Thaten seiner Jugend. Lebendiges Interesse hegte er für die Kunst; Albrecht Dürer hat für ihn gezeichnet und ihn gemalt, und sein Grabmal zu Innsbruck mit den ehernen Gestalten deutscher Helden legt noch heute Zeugnis von des Kaisers Neigung ab. — Unter günstigeren Verhältnissen hätte Max für sein Volk das werden können, was für Frankreich sein jüngerer Zeitgenosse Franz I. wurde, dem er in manchen Stücken ähnelt. Aber er war leider ein Deutscher, an Zustände gefesselt, die er nicht zu beherrschen verstand. Von der zähen Beharrlichkeit, der opferwilligen Selbstverleugnung, dem durchdringenden Scharfblick, die dem Reformator Deutschlands unentbehrlich waren, besaß er nichts. Ihn berauschte der alte phantastische Traum mittelalterlicher Kaiser-Marinnlian i. Herrlichkeit; über Italien seine Hoheit zu (Nach Albrecht Dürer). begründen und an der Spitze der Christenheit die Türken aus Europa zu verjagen, das waren seine Ideale. Aus dem Zwiespalt zwischen hochstrebendem Wollen und bitterem Mißmut über mangelhaftes Können kam er niemals heraus. Nur in der Arbeit für die Macht seines Hauses war er ein nüchterner Realist, und nur hier hat er Erfolge gehabt. In drei Abschnitten verlaufen die Versuche zur Reform der Reichsver-sassuna. Hoffnungsvoll ließ sich die erste an mit dem Reichstage zu Worms im Jahre 1495, freilich nicht im Sinne des Kaisers sondern der Stände, an deren Spitze Berthold von Henneberg, Erzbischofkurfurst von Mainz, erschien. Auf ihren Antrag wurde beschlossen, einen Reichsrat d. h. eine aus den (17) bedeutendsten Fürsten bestehende Rerchsregierung mit' voller Kompetenz über die Finanzen, Aufrechterhaltung des Friedens und äußere Politik zu bilden. Ein „ewiger Landfriede" sollte geboten, damit jede Streitigkeit vom Wege der Selbsthilfe durch Fehde auf den Weg der Klage vor dem Reichskammergericht gewiesen werden. Dieses sollte
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