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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 104

1895 - Gera : Hofmann
104 Drittes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. Gefahr verbunden, und das platte Land bot ihn überall. Besser gerüstet und auf einen Kampf gefaßt mußten die Räuber sein, wenn sie aus einem Hinterhalte einzelne reisende Kaufleute oder ganze Züge solcher, die sich eben um der Räuber willen zusammen auf die Reise begeben hatten, ansprengten, wenn sie wegelagerten. Schien solchen Wegelagerern der rechte Augenblick gekommen zu sein, so suchten sie die Reisenden durch einen plötzlichen Überfall zu verwirren, sie sprengten sie an mit gespannter Armbrust, warfen sie nieder, schlugen ihnen die Wagen und Kisten auf, schwangen ihnen die Taschen aus, „daß man auch mit einer Pechfackel keinen Heller mehr darin hätte finden mögen". Wer Widerstand versuchte, wurde sofort erschossen, erstochen oder zusammengehauen. Ließ sich erwarten, daß die Gefangenen sich „ranzionieren" d. h. durch Lösegeld loskaufen konnten, so wurden sie von den Räubern auf die Burg geschleppt und ihnen das Lösegeld abgequält. Grausamkeit und Willkür hatten dabei einen weiten Spielraum. Wenn ein Raubritter einem Gefangenen die Hand abhieb, so fand man darin kaum etwas Besonderes, denn gerade diese Art von Verstümmelung war zur Sitte geworden. Selbst Götz von Berlichingen bedrohte einen Niedergeworfenen mit Handabhauen; als der Unglückliche aber die Hand auf den Block legte und zitternd den Streich erwartete, begnadigte ihn der Ritter mit einem Fußtritte. In einem Ausschreiben der Bauern, die sich im Bauernkriege ihrer Dränger erwehren wollten, heißt es u. a.: „Es ist kund, offenbar und unverborgen, wie bisher die Gewerb, Kaufleut, und die, so die Straße ziehen, auch der gemeine Mann, vielfältiglich, mächtiglich, merklich beschädigt, Händ und Füß abgehauen, Ohren abgeschnitten, erstochen, gefangen, gekerkert, gestöckt und gepflöckt sind." Namentlich die Bauern hatten von den Raubrittern viel zu leiden. Man drang in das Dorf ein, raubte die Habe, verwüstete die Vorräte und schleppte die Männer mit sich fort. In unterirdischen Burgverließen, in Finsternis, Moder und Unrat, vor Kälte, Hunger und Krankheit fast vergehend, lagen die Armen dann, bis die Ihrigen ein Lösegeld, das meist ihre Kräfte weit überstieg, herbeigeschafft hatten. Darüber verging nicht selten eine so lange Zeit, daß den Unglücklichen auf ihrem entsetzlichen Lager unterdes die Beine abfaulten. Niemand nahm daran Anstoß, niemand zog den zur Rechenschaft, der solch unchristliche Marter über einen bäuerlichen Gefangenen verhängte, „einen Bauer verfaulen" war der allgemein bekannte und ohne Scheu angewendete Ausdruck für solch barbarischen Brauch. Aus dieser Zeit der Hinterhalte stammt die Redensart: „Mit etwas hinter dem Berge halten" und das Sprichwort: „Ich helfe den Bauern auf die Beine, sagte der Edelmann, da nahm er ihnen die Pferde." Man sagte damals auch: „Die Bauern bitten nichts so sehr zu Gott, als daß den Junkern die Pferde nicht sterben, sonst würden sie die Bauern mit Sporen reiten". Überraschend erscheint es, daß das Volk trotz des Elends, das von den Räubern über sie gebracht wurde, nicht selten an den Räubereien selbst besondern Anteil nahm. Abenteuerliche Mären von mancher kühnen und gewagten Räuberthat, von kühnen Sprüngen zu Roß reizten die Phantasie, das traurige Ende manches Räubers weckte das Mitleid, und so erzählte man in Geschichten,
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