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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 135

1895 - Gera : Hofmann
7. Inneres und äußeres Leben einer deutschen Stadt int 15. Jahrhundert. 135 Auch für Kriegszwecke oder die Bewahrung des Friedens waren Geldopfer nötig. Zwar bediente man sich für kürzere Züge der Bürgermiliz, für dauernde Kriege bedurfte man aber der Söldner, die feit den Hussitenkriegen in Böhmen, aber auch sonst allenthalben für Geld zu haben waren, Nürnberg hatte ausnehmenden Ruf im Geschützwesen; sowohl seine Büchsen, als auch seine Büchsenmeister waren berühmt; auch bildete es die Fähigkeit, mit der „Wagenburg" zu operieren, in seinen Kriegen mit Albrecht Achilles bis zur Vollkommenheit ans. Einen eigentlichen Angriffskrieg führten die Städte im Xv. Jahrhundert fast gar nicht; es handelte sich meist um Verteidigung der Stadt, höchstens um Rachezüge. In Zeiten der Gefahr tritt das republikanische Wesen der Städte am meisten hervor. Der Rat übt dann eine fast unbegrenzte Gewalt auch über das Vermögen der Bürger aus. Keller und Fruchtboden des einzelnen werden nötigenfalls schonungslos für die Bürgerschaft in Anspruch genommen. Diesem Gemeinsinn verdanken aber denn auch die Städte die Kraft und die Blüte, deren sie sich in den letzten beiden Jahrhunderten des Mittelalters erfreuen. Auch für die Gesundheitspflege sorgte die Stadt. Im Jahr 1436 finden wir zuerst — in Ulm — eine ärztliche Beaufsichtigung der Apotheken, deren Name in der jetzt üblichen Bedeutung gegen Ausgang des Xv. Jahrhunderts vorkommt. Stadtärzte erscheinen in Ulm schon im Jahr 1418, anfangs mit glänzender Besoldung und sonstigen Vorteilen ausgestattet. Je allgemeiner die Einrichtung wird, desto mehr verringert sich das Gehalt. Spitäler, namentlich für Altersschwache und Hilflose, sind zahlreich bei dem weit verbreiteten Wohlthätigkeitssinn der Bürger; meist werden den Spitalbewohnern von den Stiftern allerlei religiöse Pflichten auferlegt. In manchen Städten bildeten sich Brüderschaften (so die Kalandsgilden), welche sich die Krankenpflege zur Aufgabe machten. Besondere Krankenhäuser waren die „Sundersiechenhäuser" für die Aussätzigen, die man bei der entsetzlichen Ansteckungskraft dieser im Mittelalter so verbreiteten Krankheit von den Gesunden ängstlich schied. Andre Seuchen, namentlich Pestepidemien, die im Xv. Jahrhundert sehr häufig waren, machten besondere Veranstaltungen notwendig. In der Erwägung, daß auskömmliche Nahrung für die armen Leute die Vorbedingung ihres Wohlbefindens ist, wird bei Teuerungen aus den städtischen Magazinen das Korn zu mäßigem Preise verabfolgt, in Kriegszeiten bei eintretender Belagerung die ärmere Volksklaffe aus städtischen Mitteln beköstigt. Was die Vergnügungen der Städter anbetrifft, so gaben die zahlreichen kirchlichen Festtage häufig genug Veranlassung, den Ernst des alltäglichen Lebens zu unterbrechen; insbesondere rief die Karnevalszeit Frohsinn und Lust hervor, vorzüglich Vermummungen und Maskenscherze. Das „Schembart-lansen" (Schönbartlaufen), eine Mummerei, in deren prachtvoller Ausstattung alljährlich von den Teilnehmern gewetteifert wurde, bildete in Nürnberg den Glanzpunkt dieser Festlichkeiten. Zu den stehenden Vergnügungen ernsterer Art gehörten bei dem Kleinbürgerstande feit geraumer Zeit die Produktionen der „Meisterfänger". An den Sonntagsnachmittagen wurde aus dem Rathaus oder in der Kirche
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