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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 161

1895 - Gera : Hofmann
12. Die Bauern und die Landwirtschaft. 161 ihn z. B. das Wirtschaftsbuch des Nikolaus Engelmann, der 1495—1516 dem kurmainzischen Hofe in Erfurt vorstand, in trefflicher Weise vergegenwärtigt. Selbst die Hörigen und Leibeigenen, die auf dem Hofe als Tagelöhner dienten, wurden meist reichlich, namentlich mit derber Fleisch- und Gemüsekost verpflegt und nicht schlecht bezahlt, hatten also eine auskömmliche Existenz. Ein (herrschaftliches) Dorf unter der Dreifelderwirtschaft sah ungefähr so ans: Der Wald und die entlegeneren oder schlechteren Teile der Flur blieben stets als Hutweide zu gemeinsamer Nutzung liegen; nur etwa die große Hälfte der ganzen Flur, die dem Dorfe näher lag, war Wiese und Pflugland. Dies zerfiel wieder in verschiedene „Gewanne" nach der Güte des Bodens; daher hatte jeder Hof seinen Anteil an jedem Gewanne, so daß jedes Bauerngut und das Herrengut selbst aus zahlreichen kleinen, zerstreuten Stücken bestanden (Gemenglage). Nur im östlichen Deutschland wog die geschlossene (fränkische, vlämische) Hufe vor. Mit der Gemenglage war der Flur-Zwang unzertrennlich verbunden, d. h. der Zwang für alle, die Felder in einer und derselben Fruchtfolge anzubauen. Daher zerfiel das Pflugland in drei „Felder", ein Ober-, Mittel- und Unterfeld, deren Benutzung alljährlich wechselte. Jedes „Feld" wurde einmal mit Sommerkorn, einmal mit Winterkorn bestellt und blieb das dritte Jahr als Brache liegen, um zu ruhen und von den Bauern wie von der Herrschaft als Weide benutzt zu werden. Das Vieh blieb also nur im Winter im Stalle, im Sommer war es beständig auf der Weide, so daß der Dünger größtenteils verloren ging und das Vieh im Winter, da es oft an Futter mangelte, weil Futterkräuter nicht gebaut wurden, sehr herunterkam. Die Schweine trieb man wenn möglich ans die Eichelmast. Im ganzen lieferte ein Gut unter der Dreifelderwirtschaft nur etwa die Hälfte des Ertrags wie unter der Fruchtwechselwirtschaft; aber der Übergang zu dieser war sehr schwer wegen des Flurzwangs und der Weideservituten auf der Brache. Darüber stimmen denn auch alle Berichte überein: der Wohlstand der Bauern war am Ende des 15. Jahrhunderts nicht etwa im Sinken, sondern im Steigen, und mit ihm wuchs ihr Selbstgefühl. Denn die Gelegenheit, landwirtschaftliche Produkte durch Verkauf zu verwerten, war damals auf die nächste Umgebung beschränkt, der Bauer hatte also zwar wenig Geld, aber er mußte das, was er baute, größtenteils selber verbrauchen, lebte also nach einer guten Ernte und in gedeihlichen Jahren so recht „ans dem Vollen". Im üppigen Aufwands bei Festtafeln, in reicher Tracht und kostbarem Schmuck thaten es viele Bauern den städtischen Patriziern gleich, den Landjunkern oft zuvor. Die Altenburger Bauern, jetzt noch wohlhäbig, trugen Mützen aus Bärenpelz, Korallenketten mit Goldstücken und seidene Bänder, die pommerschen trugen nur „englisch und ander gut gewandt", die elsässischen machten nach des Straßburgers Wimpheling Versicherung oft solchen Aufwand bei Kindtaufen und Hochzeiten, daß man dafür ein Haus oder ein Ackergütchen hätte kaufen können. „Sie sind grob, stolz, unnütze, Treiben jetzt die größte Pracht rc." Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. Ii. 11
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