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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 177

1895 - Gera : Hofmann
14. Volksleben in Stadt und Land. 177 und als Judensteuer an Geldesstatt entrichtet. Käse, Obst und Beeren liebte man schon damals zum Nachtisch. Neben dem Brote, welches in verschiedenen Formen, auch in solchen von Menschen und Tieren, gebacken wurde, hatte man Kuchen und Torten aller Art. Bei einer Hungersnot in Sachsen wurden im Jahre 1407 nußgroße Brötchen, das Stück zu drei Pfennigen, gebacken; zum Andenken erneuerte man sie später am Markustag und würzte sie, daher sie Marci panes (Marzipan) genannt wurden. Man aß im Mittelalter meist um zehn Uhr zu Mittag und um sechs Uhr zu Abend; das Tafeltuch wurde selten gewaschen. In den Bürgerhäusern der Städte kochte man am Sonntag für die ganze Woche und wärmte die Speisen an den Werktagen nur auf. Auf die Qualität der Speisen hielt man weit weniger, als auf die Quantität. Es ist geradezu erstaunlich, wie viel gegessen wurde; wir hören von Massen des Verzehrten, die heute unerhört wären, und diese Vielesserei dauerte während des ganzen Mittelalters und darüber hinaus (sogar in dem heute so nüchternen Italien) in wachsendem Grade bis zum dreißigjährigen Krieg, der endlich die Leute an eine schmalere Kost gewöhnte. Ein Beispiel hierfür bietet der Speisezettel des Festmahles bei der Einweihung der Kirche in Weißenfels durch den Bischof von Zeitz im Jahre 1303. Am ersten Tage trug man auf: 1. Eiersuppe mit Safran, Pfefferkörnern und Honig, Hirsegemüse, Schaffleisch mit Zwiebeln, gebratenes Huhn mit Zwetschen; 2. Stockfisch mit Öl und Rosinen, in Öl gebackene Bleie (Weißfische), gesottenen Aal mit Pfeffer, gerösteten Bückling- mit Senf; 3. sauer gesottene Speisefische, gebackene Barbe, kleine Vögel in Schmalz hart gebacken mit Rettig, Schweinskeule mit Gurken. Am zweiten Tage: 1. Schweinefleisch, Eierkuchen mit Honig und Weinbeeren, gebratenen Hering; 2. kleine Fische mit Rosinen, aufgebratene Bleie und gebratene Gans mit roten Rüben; 3. gesalzene Hechte mit Petersilie, Salat mit Eiern und Gallert mit Mandeln. Bestecke benutzte man beim Essen, obwohl sie vorhanden waren, wenig oder gar nicht; namentlich gegen die Gabeln scheint man lange ein Vorurteil gehabt und die Finger vorgezogen zu haben, daher das Waschen vor und nach Tische und wohl auch oft zwischen den Gängen sehr notwendig war. Im höfischen Leben gab es eine Menge Anstandsregeln, die bei Tische zu beobachten waren, deren Inhalt zeigt, daß Sitte und Reinlichkeit bei Gastmählern oft viel zu wünschen übrig ließen. Die Teller vertraten bei Bauern runde flache Brote; bei Wohlhabenderen, Rittern und Bürgern, kleinere Schüsseln ans Zinn, deren sich Eheleute, oft auch zwei Gäste, zusammen bedienten. Nur bei außerordentlichen festlichen Anlässen erschien Silber aus den Tafeln der Mächtigen; sehr selten waren goldene Geräte. Allein bei Salzgefäßen liebte man den Luxus edeln Metalls und kostbarer Verzierungen. Es erregte Aussehen, als der Nürnberger Patrizier Antonius Tücher anno 1517 um 25 Gulden 56 Pfund und 24 Pfennige hundert zinnerne Tellerlein kaufte. Die Trinkgefäße hatten oft phantastische Formen, am Meere mit Vorliebe die von Schiffen; oft waren sie Kunstwerke aus edlem Metall, welche mit ihren gravierten und emaillierten Szenen aus Gedichten oder aus Bilder ct. d. Gesch. d. deutschen Volkes. Ii. 12
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