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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 180

1895 - Gera : Hofmann
180 Drittes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem deutschen Volksleben. Rautenscheiben überging: anfangs wieder nur in den besseren Räumen der ansehnlichen Häuser und nur nach und nach in den geringeren. Erst in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts war halb Wien mit Glasfenstern versehen; kleinere Städte natürlich noch viel später. In Prunkgemächern liebte man Fenster mit bunten Glasmalereien, welche dem Raum eine kirchenähnliche Stimmung verliehen. Das Äußere der vornehmeren städtischen Häuser war vielfach von anziehender architektonischer Wirkung; Meißelarbeiten, oft schöne Werke der Bildnerkunst, schmückten die malerischen Erker, hoch ragten die verzierten, nach der Straße gewendeten Giebel, und die Wände ganzer Häuserreihen waren bedeckt von Wandmalereien mit Darstellungen aus der Bibel, der Mythologie, der Geschichte und der Dichtung, mit Schilderten aus dem Leben, aus Turnieren und Schlachten; auch ergreifende Mahnungen an den Tod (man erinnere sich an die Totentänze) und kräftige Sinnsprüche fehlten darunter nicht. Den Markt und die Plätze zierten Brunnen, die fließendes Waffer spendeten und oft Bildhauerarbeiten von großer Schönheit waren; meist krönte ihre Spitze ein Standbild, welches in strahlender Vergoldung herabsah auf das buntbewegte Treiben des Marktes und der Gassen, das in den lebhaften Farben der herrschenden Tracht ein ungemein prächtiges Bild damaligen Stadtlebens abgab. 15. Der schwarze Tod und die Keißler. Schoppner, Charakterbilder der Weltgeschichte. 2. Bd. 3. Aufl. Schaffhausen 1878. Eine schreckliche Unterbrechung erlitt freilich die Festlichkeit und Gemütlichkeit des städtischen Lebens, wenn, wie es wiederholt geschah, sich in die engen Gassen, die dumpfen winkeligen Häuser und übelriechenden Höfe mit ihrer dichten Bevölkerung die Pest oder „der schwarze Tod" einschlich. Dann lagerte Angst und Entsetzen auf den blassen Gesichtern, die Straßen und Plätze verödeten; nur der unheimliche Tritt der Totengräber und die erschütternde Totenklage oder der widerliche Jubel verzweiflungsvoller Menschen, welche durch wüsten Wein- und Fieberrausch ihr Entsetzen und ihre Todesangst zu betäuben suchten, unterbrachen zuweilen die grausige Stille. Tausende von Leichen mußten hinausgekarrt und verscharrt werden, und noch lange nachher blickten die Überlebenden mit Abscheu und Grausen auf die außergewöhnliche Stätte vor der Stadt, den fog. Pestilenzfleck, wo die unglücklichen Opfer der Epidemien bestattet worden waren. Das fürchterlichste „große Sterben" war das von 1348—1350, welches fast durch alle Länder Europas zog. Viele Ortschaften verödeten in diesen Unglücksjahren, ja sogar auf dem Meere fand man Schiffe mit reicher Ladung Herren- und führerlos umhertreibend, weil die ganze Bemannung von der Seuche ergriffen und hinweggerafft war. In solchen Nöten that man Buße in Sand und Asche, kasteite sich und folgte andachtsvoll den Geißlerbrüdern bei ihren sinnlosen Umzügen. Die große Geißlerfahrt von 1349 beschreibt Jakob von Königshofen in seiner Chronik also: Da man zählte 1349 Jahre, vierzehn Nächte nach Pstngsten, da kamen
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