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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 323

1895 - Gera : Hofmann
11. Franz von Sickingen und die Erhebung der Reichsritter. 323 Männer definitiv geschlichtet, Streitigkeiten mit dritten Personen zunächst vor den Bund gebracht werden. Bundeshauptmann ward Sickingen. Er hatte eine mächtige Rede gehalten gegen die tyrannischen Fürsten und gegen die geistlichen Herren. Auf eine herbeigeholte Bibel hatten die Versammelten geschworen, vier Jahre lang einander beizustehen und dienen zu wollen in Glück und Unglück, in Weh und Freude. Geheime Artikel waren verabredet worden; die Revolutionspläne Huttens waren weltbekannt; eben jetzt ließ er in seiner „Beklagung der Freistädte deutscher Nation" ein poetisches Manifest au die Reichsstädte ausgehen und lud sie ein, sich zum Sturze der tyrannischen Fürsten, die erst den Adel zu Grunde gerichtet und nun auch die Städte verschlingen wollten, mit der Ritterschaft zu verbinden. Abgesandte Sickingens waren allenthalben zu gleichem Zwecke thätig. In der Schweiz und im Reiche wurden Truppen für ihn geworben; fünfzehntausend Mann, Landsknechte und Reisige, darunter hohe Herren, eilten binnen Kurzem unter seine Fahnen. Unter diesen Truppen selbst war das Gerücht verbreitet, sie seien für den Dienst des Kaisers geworben. Sobald sie versammelt waren, begann Sickingen mit einem Kriege gegen den Erzbischof von Trier. Richard von Greifenklau war einer seiner gefährlichsten Feinde und Ankläger am Reichstage, zugleich ein Anhänger des Königs von Frankreich. Der Kampf gegen diesen Fürsten ließ sich durch persönliche und nationale Gründe erklären, reiche Beute und große Aussichten winkten dem Sieger. Wegen einer Schnldsache und „vieler anderer Handlungen gegen die Gebote Gottes und die Ordnungen des Reiches" ließ ihm Sickingen am 27. August 1523 die Fehde ansagen. Das ganze Heer hatte sich zu Straßburg versammelt; auf den Rockärmel der Truppen standen die Devisen: „Tetragrammaton" und „O Herr, dein Wille geschehe!" Prädikanten der neuen Lehre waren als Feldprediger angestellt. Heinrich von Kettenbach hatte das Manifest versaßt, worin die Brüder in Christo zum Kampfe gegen die Feinde des Evangeliums, aber auch zu einem christlichen Lebenswandel und zur Schonung des Landes und der unschuldigen Unterthanen ermahnt, ja sogar die rein militärischen Vorschriften durch Bibelcitate und Beispiele aus den Kriegen, die das Volk Gottes einst gegen die Feinde Jehovahs führte, veranschaulicht wurden! Am Ende des Sommers brach das Glaubensheer unter Sickingens Oberbefehl auf und lagerte am 7. September vor Trier. Sickingen hatte geheime Einverständnisse in dieser Stadt, er wußte, daß unter der gemeinen Bürgerschaft viel lutherische Gesinnung sei. Schon auf dem Wege hatte er unter das Landvolk Geld verteilen lassen; ein Manifest verkündete den Unterthanen, er sei gekommen, sie von dem schweren Joch der Pfaffheit zu befreien; den bei der Erstürmung von St. Wendel gefangenen Trierfchen Rittern hatte er Dienste angeboten und ihnen zu verstehen gegeben, er werde bald ihr Kurfürst sein. Es zeigte sich nun, wie richtig er gerechnet hatte. Das Reich war so bankerott und hilflos, daß es seine obersten Fürsten nicht zu schützen vermochte. Die Briefe des Kanzlers von Eck und anderer Staatsmänner beweisen, daß sie die Größe der Gefahr wohl erkannten und gewaltige Angst vor Sickingen hatten. Sie glaubten, daß niemals seit Jahrhunderten das 21*
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