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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 329

1895 - Gera : Hofmann
12. Der deutsche Bauernkrieg. 329 Viel bedenklicher gestalteten sich noch die Dinge, als sich im Odenwalde ein gewaltiges Bauernheer sammelte. Es nannte sich das „evangelische Heer" oder den „hellen Haufen"; an seiner Spitze standen Georg Metzler und Wendelin Hipler, früher gräflich Hohenlohischer Kanzler, ein entschlossener und besonders fähiger Führer, weitsichtiger als die meisten seiner Genoffen. Er wurde bald die Seele des ganzen fränkischen Aufstandes. Am 4. April sammelte sich zunächst der „Helle Haufe" bei dem schönen Benediktinerkloster Schönthal an der Jagst, plünderte es gründlich und zog dann, vereinigt mit dem militärisch verhältnismäßig gutgeschulten „schwarzen Haufen", der sich unter dem fränkischen Ritter Florian Geyer in der Gegend um Rothenburg a. T. gebildet hatte, am 10. April südwärts. Die Grafen von Wertheim und Löwenstein wurden zur Anerkennung der zwölf Artikel gezwungen, und am Ostersonntage erschien das Bauernheer vor Weinsberg. Die Stadt und das sagenberühmte Schloß Weibertreu waren durch eine schwache Besatzung des Schwäbischen Bundes unter dem Grafen Ludwig von Helsen st ein gedeckt. In Hoffnung aus baldigen Entsatz ermahnte dieser seine Leute und die Bürger zu tapferem Ausharren und wies die Aufforderung des Bauernanführers zur Übergabe ab. Gereizt dadurch und noch mehr durch die Verwundung eines ihrer Parlamentäre, gingen die Bauern mit größtem Ungestüm zum Sturme vor. Florian Geyer überwältigte in kurzer Zeit das Schloß, andre Kolonnen warfen sich auf die Mauern der Stadt, rissen die Palissaden heraus und legten schnell die Leitern an. Das heftige Feuer der Besatzung vermehrte nur die Erbitterung der Angreifer; „wie die Katzen" klommen Geyers Leute die Leitern empor, und als nun vollends ein Ausfallspförtchen aufgesprengt wurde, da verließen die Verteidiger in wilder Flucht die Mauern, und in dichten Haufen ergossen sich die Stürmer, zu blinder Wut entflammt, in die Gaffen. Die Bürger schonten sie, doch was Stiefel und Sporen trug, das war dem Verderben bestimmt. Nur einige zwanzig Edelleute, darunter Graf Helfenftein, fielen, nach tapferer Gegenwehr in der Kirche, gefangen den Bauern in die Hände, aber nur, um zu einer besonders barbarischen Exekution, dem Tode „beim Gaffenlaufen" nach Landsknechtssitte, aufgespart zu werden. Am dritten Ostertage führte man die Unglücklichen hinaus. Umsonst bot der Graf Helfenftein eine Summe von 30000 Gulden den Empörern als Löse-geld; umsonst warf sich feine unglückliche Gemahlin, eine natürliche Tochter Kaiser Maximilians, ihren zweijährigen Knaben auf dem Arme, um Gnade flehend den Führern der Bauern zu Füßen; erbarmungslos wurden erst der Graf, dann feine Gefährten in die fpeerstarrende Gaffe gejagt, wo gar bald einer nach dem andern sterbend zusammenbrach. Entmutigt durch den Weinsberger Erfolg und durch den Schrecken, den er weithin verbreitete, nahm jetzt der ganze Adel vom Odenwalde bis zur schwäbischen Grenze die zwölf Artikel an; die Bauernführer aber beschlossen, alle Edelleute und Klöster „abzuthun", zunächst Heilbronn in die „christliche Bruderschaft" aufzunehmen, dann die mainzifchen und würzburgischen Stiftslande zu unterwerfen. In Heilbronn bestand schon seit längerer Zeit, besonders unter den Weingärtnern, eine revolutionäre Verbindung; als jetzt am 18. April der „helle Haufe" vor der Stadt ankam, erzwang er die Übergabe
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