Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 356

1895 - Gera : Hofmann
356 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Deformation. liche Schwäche und Leiden, durch die er in feiner Arbeit aufgehalten werde. Diese Klagen mehren sich im Lauf des Jahres 1546, namentlich feit dem Monat Juni. „Ich habe", schreibt er am 15. Juni in einem Briefe an Amsdorf, „die ganze Nacht vor meinem Peiniger, meinem Satansengel, den Steinfchmerzen keine Ruhe gehabt. Und auch den Tag über bin ich zu nichts nütze. Ich würde gern sterben, aber vor diesen Qualen habe ich Angst. Jedoch, fetzt er hinzu, Gott wird Gnade geben, die Schmerzen zu ertragen, und wo nicht saust, doch tapfer zu sterben". Kein Wunder, wenn er dabei die Dinge schwer, trübe und hoffnungslos ansah. Sein eigenes nahes Ende stellte sich ihm als Vorgefühl des nahen Endes aller Welt dar. Immer wieder spricht er die Erwartung, die Sehnsucht, die Bitte aus, daß der Herr bald zur Erlösung komme. Zwar die Entwicklung der großen Angelegenheiten des Reichs verursachte ihm keine Sorge mehr. Hier hatte er immer eine wunderbare Kraft des Vertrauens auf die göttliche Führung und Durchhilfe bewiesen, und je älter und schwächer er wurde, desto gelassener sah er diese Dinge an. Der Kaiser, so zeigte es sich, hatte für die Vorstellung der Evangelischen, daß das angesetzte Konzil kein freies fein werde, taube Ohren. Die Evangelischen, forderte er, sollten sich den Beschlüssen des Konzils bedingungslos unterwerfen. Luther nannte diese Forderung einfach eine Tollheit. Da hätten sie, meinte er, schon vor fünfundzwanzig Jahren dem Papst, dem Herrn der Konzilien, gehorchen müssen. Gott, sagte er, werde derer spotten, die feiner spotteten. „Über Reichstage und Konzilien sorge ich nichts, glaube nichts, hoffe nichts, denke nichts, — Eitelkeit der Eitelkeiten!" Während ferner der Kaiser immer davon geredet hatte, daß er, nachdem er mit Frankreich Friede gemacht, alle Kräfte der deutschen Nation gegen die Türken sammeln wolle, bat er jetzt diesen Erbfeind der Christenheit um einen Waffenstillstand und machte sich anheischig, dem Sultan für die ungarischen Besitzungen, die noch frei geblieben waren, einen Tribut zu zahlen. Es hieß sogar, daß die kaiserlichen Gesandten, um sich beim Sultan in Gunst zu fetzen, türkische Kleider angelegt hätten. „Das", ruft Luther aus, „sind die Leute, welche bis dahin den Türken immer als Feind des christlichen Namens ausgeschrieen haben, unter diesem Vorwande Geld erpreßt und die Welt in Aufruhr gesetzt haben! Schöne Christenheit, höllisches Abbild des Teufels!" Er aber will, während jene den Türken anbeten, zu Gott schreien, welcher ihn erhören und den Türken mit feinen Anbetern zu Boden schmettern wird in feiner herrlichen Wiederkunft. Beten will er mit David: „Des Herrn Wille geschehe!", und sich mit der gewissen Hoffnung trösten, daß dies die allerfroheften Anzeichen von dem nahen Ende aller Dinge seien. Um so heftiger wurde er durch die Wahrnehmungen erregt, daß das zncht- und zügellose Treiben in feiner nächsten Umgebung, in feinem lieben Wittenberg selbst, worüber er so oft Klage geführt, trotz aller Warnungen, Bitten und Vermahnungen ungestörten Fortgang nahm. Gegen Ende des Monats Juli fuhr er, begleitet von feinem Sohne Hans und feinem Tisch -genoffen Ferdinand von Maugis über Leipzig, wo er bei feinen Freunden die gastlichste Aufnahme fand, nach Zeitz. Hier hatte fein Kollege Kruziger in Gemeinschaft mit dem Bischof Amsdorf einen Streit zwischen zwei Naum-lmrger Geistlichen zu schlichten. Auf Amsdorfs Wunsch beteiligte sich Luther
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer