Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 383

1895 - Gera : Hofmann
18. Der schmalkaldische Krieg. 383 Johann Friedrich zum Verzicht auf die Kurwürde gebracht wurde, so konnte dem Kaiser auch die Gefangenschaft dieses sächsischen Fürsten genügen. Auf solche Bedingungen hin ward auch am 19. Mai die Wittenberger Kapitulation abgeschlossen, welche so die erste Frucht des Mühlberger Sieges zur Reife brachte. Moritz ward im Kurfürstentum als der neue Landesherr anerkannt, und Johann Friedrich, der frühere Kurfürst, jetzt Herzog von Sachsen, mußte dem kaiserlichen Lager als Gefangener folgen. Es galt auch den zweiten Führer des protestantischen Bnndes in die Macht des Kaisers zu bringen. Schon in dem vergangenen Winter hatten mehrfache Versuche stattgefunden, den Landgrafen Philipp in den Gehorsam des Kaisers zurückzuführen und ihn, den Schwiegervater des Kurfürsten Moritz, durch gütlichere Mittel als durch Waffengewalt mit dem Kaiser zu versöhnen. Aber bis hierhin war aller Versuch einer Vermittlung an der Hartnäckigkeit beider Teile gescheitert: was Philipp bot, genügte dem Kaiser nicht, und eine unbedingte Unterwerfung, wie Karl sie forderte, hätte des Landgrafen Stellung völlig vernichtet. Erst der Sieg bei Mühlberg und die Besetzung des sächsischen Landes brachten den Landgrafen auf gefügigere Gedanken. Als jetzt Kurfürst Joachim von Brandenburg und mit ganz besonderem Eifer Kurfürst Moritz die Versöhnng des Landgrafen mit seinem Kaiser betrieben, um den Ausbruch des kaiserlichen Unwetters von Hessen abzuwenden, da gelang es ihren Bemühungen, einen Vergleich zu erzielen. Und es war ein Triumph der kaiserlichen Staatskunst, ein gewagter und gelungener Staatsstreich, wie Karl hier die Unterwerfung des Landgrafen Philipp unter feinen Willen zu stände gebracht hat. Während Karl, auf alle Fälle sich rüstend, auch die Möglichkeit eines hartnäckigen Widerstandes in Hessen ins Auge faßte, während er auch zu einem etwa nötig werdenden kriegerischen Zuge sich erhob, legten ihm die vermittelnden Fürsten des Landgrafen Vorschläge vor. Karl wies sie entrüstet zurück; und erst die Artikel, die dann Moritz und Joachim aus eigenem Willen dem Kaiser vortrugen, fanden in feinem Rate Billigung. Sie setzten fest, daß alle hessischen Festungen, mit Ausnahme etwa eines Platzes, dem Kaiser übergeben werden sollten, und machten ferner ans, daß Landgraf Philipp sich selbst „zu Gnad und Ungnad" in die Hand des Kaisers begebe. Den beiden Vermittlern gab Karl dabei die Versicherung, daß diese allgemein gehaltene Unterwerfungsformel, die der Landgraf eingehen müsse, „nicht zu körperlicher Strafe oder beständigem Gefängnis" führen sollte. Daraus setzten dann auch diese Fürsten ihre Versuche bei Landgraf Philipp fort und schlossen die Abkunft auf jene Bedingungen: sie waren der Meinung, daß keine Gefahr für Philipp aus dieser seiner Unterwerfung entstehen könne; sie beredeten ihn zur persönlichen Erscheinung bei dem Kaiser, zur persönlichen Demütigung vor dem Herrscher; sie hofften gnädige Verzeihung alles Geschehenen ihm ausgewirkt zu haben. Als so des Landgrafen Ankunft im kaiserlichen Lager bevorstand, erwog der Kaiser es reiflich, wie sehr er seine allgemeinen Pläne für Deutschland durch eine Gefangensetzung dieses unruhigen Opponenten fördern könne. Freilich, zu einem immerwährenden Gefängnis hatte er selbst sich die Berechtigung genommen, aber zu einem zeitweiligen war ihm doch auch
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer