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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 400

1895 - Gera : Hofmann
400 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. alten Herrn nicht verdenken, wenn er sich in Moritz nicht ganz zu finden wußte. Im Anfang Dezember hielten die hessischen Räte mit Moritz Konferenz in Wittenberg; sie übernahmen es, die Verhandlung in Frankreich aufs neue zu fördern, sie wollten auch die Versöhnung des Kurfürsten mit den anderen Protestanten in Zug bringen, und sie erfaßten sehr wohl die Momente, auf die es ihm hierbei ankam. Die Vergangenheit des Kurfürsten, seine Aktion wider die Vettern von 1547 mußte erläutert, vergeben, gutgeheißen werden. Moritz hatte mündlich ihnen es weit und breit auseinandergesetzt, daß man damals Ursache ihm zu seinem Auftreten gegeben. Er setzte hinzu, jedes Gedankens an Restitution müßten die Ernestiner sich aber jetzt entschlagen; würden sie aufrichtig daraufhin mit ihm sich einlassen, so wolle er zu anderer Schadloshaltung ihnen gerne helfen. Es scheint, daß er auf diese Hessen wenigstens Eindruck gemacht: und daß Moritz selbst jetzt seiner Gesinnung nach auf protestantischer Seite stehe, dieser Überzeugung gaben sie gegen ihre Freunde kräftigen Ausdruck: „ist jemand auf sein Wort und seine Geberden hin zu glauben, so hat uns dieser Mensch überredet, daß wir ihm Glauben schenken, sofern ihm wiederum geglaubt wird". Als Moritz nun auch selbst direkt sich über seine Absichten aussprach, als er dem Herzoge von Preußen seinen Protestantismus beteuerte und dem Herzoge Johann Albrecht von Mecklenburg ähnliche Versicherungen gab, wie er sie den Hessen schon erteilt hatte, da sahen diese Fürsten die Notwendigkeit ein, ihr Mißtrauen fallen zu lassen und ihrerseits auf die Ausgleichung und Vereinigung der Einzeltendenzen einzugehen. Aber noch einmal schien jenes Kriegsvolk, das sich in der Nachbarschaft von Mecklenburg versammelte, Schwierigkeiten zu machen. Moritz war schnell entschlossen, diesen Knoten zu zerhauen: er rückte gegen die Truppen aus, er schlug einzelne Haufen, er brachte einzelne zu freiwilliger Ergebung, er nahm zuletzt alle in seinen eigenen Dienst. Heideck, der Führer, trat selbst zu ihm über, er gab sofort den Vermittler ab zwischen Moritz und den Verbündeten, Herzog Johann Albrecht und Markgraf Hans; er brachte es endlich dazu, daß Moritz und Hans persönlich sich begegneten und in vertraulichem Gespräche die Grundlagen einer gemeinsamen Aktion zu gewinnen versuchten. Am 20. Februar 1551 fand diese Vereinbarung in Dresden statt. Man wurde einig, auf Grund des protestantischen Bekenntnisses Widerstand gegen das Konzil zu leisten und ein Schutzbündnis „zur Erhaltung der Religion und Freiheit der Deutschen" zu schließe»; es wurde verabredet, auch die Ernestiner hinzuzuziehen, sie mit dem Kurfürsten zu versöhnen; Markgraf Hans sollte dies ins Werk richten und die Zustimmung der mit ihm schon verbündeten Fürsten herbeischaffen. Auch die Mittel und Wege einer Aktion kamen schon in Betracht; englische und französische Unterstützung wurde in Aussicht gefaßt, auch von der Vertreibung der „Pfaffen und Mönche aus Deutschland" geredet. Endlich war hier der Boden für eine neue Politik gewonnen. Moritz war der Mann, unter solchen Voraussetzungen die Führung zu übernehmen und auf geeignetem Wege zu den von ihm gewallten Zielen die Erhebung der deutschen Protestanten gegen des Kaisers katholische Reaktion und gewaltsame Regierung zu leiten.
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