Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 436

1895 - Gera : Hofmann
436 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. Kenntnisse und Aneignung weltmännischer Bildung aus die Universitäten Italiens und an den Hos von Paris zu schicken. Da ging denn viel nationaler Sinn verloren: mit fremder Sprache, Sitte und Unsitte brachten die jungen Fürsten die Geringschätzung des Vaterländischen heim. An mehreren Höfen war im Anfang des Xvii. Jahrhunderts das Französische schon elegante Hofsprache. Als 1613 Elisabeth Stuart als Pfalzgräfin in Heidelberg einzog, sagten geschmückte Kinder französische Phrasen auf. Ihre Töchter Elisabeth und Agnes waren schon als Kinder des französischen Stils mächtig, und Elisabeth schrieb später in italienischer Sprache petrarkische Madrigale. In Anhalt und Hessen trieb man die französische Sprache; in Berlin war im Jahre 1617 an der ersten Kavalierstafel, der „Grafentafel", die Unterhaltung französisch. Auch die an sich nicht tadelnswerte Kunstliebhaberei deutscher Fürsten, ihre Begünstigung wissenschaftlicher, namentlich mathematischer und physikalischer Bestrebungen kommt zum großen Teil auf Rechnung derselben Nachahmungssucht: es galt als vornehm, sich Museen anzulegen, Gemälde, Münzen, geschnittene Steine u. a. zu sammeln. Die Vorliebe für die Physik und Mathematik hing hauptsächlich mit der Alchemie und Astrologie zusammen, deren Probleme die hohen Herren aufs äußerste interessierten; die wahre Wissenschaft eines Kepler und Tycho de Brahe wurde eigentlich nur mit den Brocken gespeist, welche von der Tafel ihrer Afterschwester fielen. Allgemein verbreitet war die Sitte, sich einen Hofastrologen zu halten, welcher namentlich den fürstlichen Kindern ihre „Nativität" zu stellen hatte. In den Archiven lagern noch jetzt in Masse jene wunderlichen Ausgeburten blinder Wissenschaft: Tabellen, die kein vernünftiger Mensch versteht, und die ihr Verfasser wohl selbst mehr zusammenphantasiert als berechnet hat. Der Adel war, wie erwähnt, in allen diesen Dingen, soweit es ihm seine Mittel erlaubten, das Spiegelbild der höheren Fürstlichkeit. Es hatte sich schon im Xvi. Jahrhundert in seiner Stellung eine bedeutsame Änderung vollzogen, die ihm wenigstens teilweise zum Vorzug gereichte. Auf den Anschluß an die Höfe war er direkt angewiesen, denn die Reformation raubte ihm in den geistlichen Stiftern zahlreiche Versorgungsanstalten für seine Kinder: die Töchter wurden statt in den Klöstern, an den Höfen untergebracht. Mit dem Straßenraub war es vorbei, seit die Landesfürsten ihre erstarkte Territorialgewalt zur Sicherung der Landstraßen verwendeten; selbst der raublustige märkische Adel, der noch zur Zeit Joachims I. (1499—1535) so manchen Wegelagerer und Pferdedieb gestellt hatte, ließ von seiner Liebhaberei und versuchte aus seinem Grund und Boden etwas' herauszuwirtschaften. Es war für den Edelmann nicht leicht, anständig durchzukommen; längst machte ihm selbst im Heerdienst ein wohlgeschulter Berufssoldat von bürgerlicher Abkunft erfolgreiche Konkurrenz. Götz von Berlichingen brachte es zeit seines Lebens nur zum „Reiterführer", fein jüngerer, bürgerlicher Berufsgenosse Sebastian Schärtlin von Burtenbach (geb. 1498, gest. 1577), Soldat und Staatsmann zugleich, hat als Generalkapitän große Heere befehligt und sich dabei ein schönes Vermögen zu erwerben verstanden. Einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der einschlägigen Verhältnisse
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer