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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 441

1895 - Gera : Hofmann
23. Fürsten, Adlige, Bürger und Bauern im Zeitalter der Reformation. 441 Arbeitslohnes, für Pflege der Forsten und der Obstbäume, Verbesserung der Wege; er suchte dem Wucher zu steuern und erleichterte die Lasten der Bauern, wo sie zu schwer erschienen". Ein weiterer Vorteil erwuchs der landbauenden Bevölkerung in den evangelischen Staaten durch die Einziehung zahlreicher Klostergüter Mochten dieselben zu den landesherrlichen Domänen geschlagen oder für den Unterhalt von Schulen und frommen Stiftungen bestimmt sein, immerhin wurden sie in Zeitpacht gegeben, und so wurde eine neue Kategorie bäuerlicher Pächter geschaffen, die auf solchem Gut sich wohl nähren konnten So sprechen denn zahlreiche Beweise dafür, daß es auch in der zweiten Halste des Xvi. Jahrhunderts an einem in behaglichen Verhältnissen lebenden Bauernstand nicht gefehlt hat, der sich mit jenem eigentümlichen trockenen Humor in die Ungunst der Zeiten schickte, durch fleißige Beobachtung und Ausnutzung der Witterung sich redlich nährte und an den Dorffeiertagen, vor allem der Kirchweih, auch in alter Weise lustig zu sein verstand. Da fehlte es denn weder an dem herkömmlichen Essen und Trinken, noch an den nötigen Raufereien; Krämer, Quacksalber fanden ihren Verdienst, auch der Landsknecht nahm wohl bei den Bauern Platz, erzählte von seinen Kriegs' thaten ober sang die letzte neue Weise. An Belustigungen aller Art war kein Mangel, die erste 'Rolle spielten nach wie vor der Tanz, daneben Kegelspiel, Stangenklettern u. a. Auch der Frömmigkeit ward ihr Recht, nicht umsonst mahnte das im Fahnenschmuck prangende Kirchlein, dem Geber alles Guten Dank zu sagen. Ohne Zweifel waren auch die sittlichen Verhältnisse auf dem Lande ehrbarer und reiner als in den Städten, und wenn es den Bauern auch vielleicht nicht mehr möglich war, bei den Hochzeiten ihrer Töchter denselben Prunk zu entfalten wie in den Zeiten vor dem Bauernkrieg, blieb das Kränzlein der Braut in Ehren. Auch der eigentliche Betrieb der Landwirtschaft hatte fortschritte gemacht. Bis zum Ausgang des Xv. Jahrhunderts war die „Dreifelderwirtschaft" allgemein gewesen, d. h. abwechselnd wurde das eine Feld mit Winterfrüchten, das zweite mit Sommerkorn bestellt, das dritte als Brachfeld nur umgepflügt. Jetzt hatte man bereits begonnen, einen Teil des Brachfeldes zu besömmern, d. H. es mit sogenannten Brachfrüchten, Wicken und Erbsen, zu bestellen. Obstzucht und Gartenbau wurden von den Bauern noch immer sehr vernachlässigt, besonders zeichneten sich dadurch die märkischen Bauern aus, die, wie noch heute, ihren ganzen Garten auf wenige Fruchtbäume, etwas Kohl, Mohrrüben und Petersilie beschränkten. Dagegen zeichneten sich durch Garten- und Sämereibau mehrere Städte aus, besonders Erfurt, Mainz, Würzburg und Bamberg. Erfurt baute ganz besonders den Waid an, und in alten Amtsbüchern findet sich, daß manches Dorf dieser Gegend jährlich für 12 bis 16 000 Thaler Waid gebaut habe. Noch 1554 nahm ein Baner aus dem Erfurtischen von fünf Morgen mit Waid bestellten Landes 150 Gulden ein. Leider wurde der Anbau dieses nutzbringenden Farbekrautes feit 1570 immer mehr durch die Einführung des Indigo beeinträchtigt, ob-
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