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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 444

1895 - Gera : Hofmann
444 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. Im Jahre 1525 hatte er seinen fürstlichen Beschützer und Freund Friedrich den Weisen verloren. Der Nachfolger des Verstorbenen, Johann der Beständige, ermunterte und unterstützte Cranachs Kunst mit nicht minderen Beweisen seiner Achtung und Freigebigkeit. Er besuchte, wie es früher auch sein Bruder gethan hatte, oft das Arbeitszimmer Cranachs und ließ ihn an den kurfürstlichen Jagden sowie an allen Hosfesten teilnehmen. Bei den ersteren zeichnete der Künstler oft die erlegten Tiere mit bewunderungswürdiger Treue und Schnelligkeit ab. Ein noch weit innigeres Verhältnis trat zwischen ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen ein und verwandelte sich während der unglücklichen Ereignisse, welche diesen Fürsten trafen, in die reinste und bewährteste Freundschaft. Als Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg Wittenberg belagerte, ließ er Lukas Cranach, der, seiner Bürgerpflicht getreu, in der bedrängten Stadt geblieben war, zu sich in das Feldlager rufen und empfing ihn hier in seinem Zelte aufs gnädigste. „Dein Fürst", sprach der Kaiser zu Cranach, „hat mir auf dem Reichstage zu Speier ein herrliches Gemälde geschenkt, welches einige von dir, andere von deinem Sohne gemalt wissen wollen. Da zufällig deiner erwähnt und angezeigt worden ist, daß du in dieser Stadt gewesen seist, so habe ich, um dasselbe richtig zu erfahren, dich rufen lassen. Nun weißt du die Ursache, warum du vorgeladen bist". Nachdem Lukas dem Kaiser für die ihm erwiesene Gnade gedankt hatte, fuhr dieser aufs freundlichste fort: „Es ist auch zu Mecheln in meinem Gemach eine Tafel, auf welcher du mich, als ich noch jung war, abgemalt hast. Ich bitte dich, sage mir doch, wie alt ich damals gewesen, und wie ich mich, da du mich maltest, benommen habe". „Ew. Majestät" erwiderte Lukas, „waren acht Jahre alt, als Sie Kaiser Maximilian bei der rechten Hand führte und die niederländischen Stände vor Ihnen huldigen ließ. Und da ich Ew. Majestät malen wollte, so waren Sie zwar als Knabe unruhig, jedoch hatten Sie einen Hofmeister, welcher damals versicherte, Ihr Genie zu kennen, und behauptete, Sie erfreuten sich sehr bei dem Anblick des Eisens und Stahls. Er befestigte also gleich einen eisernen Pfeil dergestalt an die Wand, daß er die Spitze gegen Ihre Augen richtete. Darauf hefteten Ew. Majestät Ihre Blicke ganz starr dahin, bis ich mit dem Gemälde fertig war". Über diese Erzählung gab der Kaiser sein inniges Wohlgefallen zu erkennen und erklärte, daß er gegen Lukas noch gnädig sein wollte. Bei diesen Worten gedachte Lukas des unglücklichen Geschicks seines Landesherrn und fiel mit weinenden Augen auf die Kniee, indem er folgendes sprach: „Unbezwinglichster und gnädigster Kaiser! Da Ew. Majestät nach dem Willen Gottes gesiegt und meinen Herrn, den erlauchtesten Fürsten, im Kampfe auf dem Schlachtfelde gefangen haben, so bitte ich demütig, Ew. Majestät möge nach Ihrer angeborenen Mäßigung dem gefangenen Fürsten verzeihen und Gnade widerfahren lassen". Hierauf erwiderte Karl V. mit Sanftmut: „Du sollst sehen, daß ich deinem gefangenen Herrn Gnade er- zeigen will". Cranach wurde hierauf entlassen, indem er einen silbernen, mit ungarischen Dukaten angefüllten Teller erhielt. Er nahm jedoch, um sich nicht durch gänzliche Zurückweisung des Geschenks die kaiserliche Un-
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