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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 454

1895 - Gera : Hofmann
454 Viertes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. Die böhmische Armee schlug nun denselben Weg ein. Bei Prag trafen sich die beiden Heere. Tilly war entschlossen, eine Schlacht zu wagen, und rückte deshalb eilig über den Bach vor, der sich am Fuße des weißen Berges hinzieht, und setzte sich dadurch der Gefahr aus, von den Gegnern mir Vorteil angegriffen zu werden. Allein da der Fürst von Anhalt und seine Truppen an nichts weniger als an einen Angriff dachten, so konnte die kaiserliche Armee bequem heran marschieren, rechts von der ligistischen sich aufstellen und allmählich bis an den Fuß des Berges vorrücken. Vor dem Beginne der Schlacht hielten Maximilian, Tilly und Buquoi und die hervorragendsten Obersten eine Beratung über die zu ergreifenden Maßregeln ab. Maximilian und Tilly waren für den unmittelbaren Angriff, Buquoi dagegen wollte denselben vermeiden und schlug deshalb vor, daß man den Feind links lassen und gegen Prag vorrücken solle. Wenn dieser Vorschlag angenommen worden wäre, so hätte er das unglücklichste Resultat zur Folge haben können, denn wenn sich die böhmische Armee nach Prag zurückgezogen hatte, so war ein erfolgreicher Angriff auf dieselbe und auf die Stadt nahezu unmöglich, oder es bedurfte wenigstens langwieriger Vorbereitungen. Gewiß waren es nur die Folgen der in Rakonitz erlittenen Verwundung, die die Urteilskraft Buquois in biesem Augenblicke trübten und seine sonstige Tüchtigkeit lähmten. Seine Ansicht würde nicht bloß von Tilly, fonbern auch von dem Oberstlieutenant Samotte, der die feinblichen Stellungen rekognosziert und nicht besonbers stark befunden hatte, bekämpft; beibe verwarfen den Zug nach Prag, ba nach ihrer Ansicht nur zwei Wege offen stäuben, entweber der unmittelbare Angriff ober der Rückzug. Der Oberst Spiuelli, einer der Teilnehmer der Konferenz, wollte vermitteln, er schlug einen partiellen Angriff, eine Art Scharmützel vor, währenb dessen man wahrscheinlich weitere Beschlüsse fassen sollte. Noch hatte man keinen festen Entschluß gefaßt, als nach dem Berichte des Dr. Angelini, eines der Begleiter des Karmelitermönches P. Dominions, der als eine Art oberster Felbkaplan dem Ligistenheere sich angeschlossen hatte und große Verehrung bei dem Herzoge von Bayern genoß, der genannte Mönch hervortrat und die Anwesenben ermahnte, eine Schlacht zu wagen, inbent er sie aus den göttlichen Schutz verwies. Seine Worte fanben umsomehr Würbigung, als Buquoi mit feiner Weigerung allein staub, und so beschloß man, zum Angriff zu schreiten. Das Kommanbo über das Ligistenheer führte Tilly, über das kaiserliche Heer der Oberst Tiefenbach. Buquoi blieb wegen feiner Verwunbung am Fuße des Berges in Gesellschaft des Herzogs von Bayern, der sich auch nicht an dem folgenden Kampfe beteiligte. Was die beiderseitigen Atmeeen anbetrifft, so mögen die Gegner an Zahl ziemlich gleich gewesen sein. Die Ligisten hatten durch Krankheiten sehr gelitten, so daß sie nicht mehr als etwa 12000 Mann zählten, während die kaiserlichen Truppen kaum die Zahl von 15000 Mann erreichten. Die böhmische Truppenmacht mag ungefähr gleich groß gewesen sein, allein der große moralische Unterschieb zwischen den beiden Armeen aus j)er einen Seite gut genährte und pünktlich bezahlte und deshalb kampfeslustige Soldaten, auf der anderen Seite eine durch vielfache Entbehrungen mißgestimmte und
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