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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 498

1895 - Gera : Hofmann
498 Viertes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. gefährlichsten Gegners. In ein paar gräßlichen Minuten war alles geschehen. Der Führer der böhmischen Emigranten, Wilhelm Kinsky, der noch die Meinung hegte, einen König von Böhmen aus ständischer Wahl hervorgehen zu sehen; der Mann der erfolgreichen Werbungen, Adam Erdmann Terzka, der damals fünf Kürassierregimenter, zwei zu Fuß und ein Dragonerregiment zusammengebracht hatte und kommandierte, Sohn einer Mutter, die in ihrem Herzen nie mit dem Kaiser Frieden gemacht hatte; Feldmarschall Jlow, der in dem Gedanken lebte und webte, daß in kurzem noch ein dreimal so starkes friedländisches Heer im Felde stehen würde, als je ein früheres, und der Rittmeister, der eine geschickte militärisch-politische Geschäftsführung mit dem tiefsten Haß gegen das Haus Österreich verband, sie waren mit einernrnal, wie man sagte, vom Leben zum Tode hingerichtet und schwammen in ihrem Blute. Auf der Burg war alles still; als der Oberstwachtmeister herausgehen wollte, ist auf ihn selbst geschossen worden, weil man meinte, er fei ein flüchtiger Rebell; diese Schüsse alarmierten die Wache am Markt. Leßley hielt für gut, ihr in kurzen Worten zu sagen, was vorgefallen fei; die Leute schwuren, zu dem Kaiser zu halten und für ihn zu leben und zu sterben; die Butlerfchen Dragoner sprengten durch die Straßen, um jede Regung zu ersticken. Leßley verwaltete noch selbst fein Wachtmeisteramt zu dem vorgesetzten Zweck; die Ausführung überließ er den Irländern. Es wäre jetzt möglich gewesen, Wallenftein gefangen zu nehmen, und noch einmal ward das erwogen. Aber dagegen zog man aufs neue in Betracht, daß der Feind in unmittelbarer Nähe stehe und ein unglücklicher Zufall alles vereiteln könne. Es blieb dabei, daß er ebenfalls umgebracht werden müsse. Wallenftein hatte in dem ansehnlichsten Hans der Stadt Wohnung genommen; eine von außen angelegte Wendeltreppe führte zu feinen Zimmern. Diese stiegen der irländische Kapitän Deveroux und einige Soldalten hinauf, um das zweite Mutige Werk zu vollbringen. Wallenstein hatte soeben ein Bad genommen und war im Begriff, fchlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstürmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stören. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: „Rebellen!" Indem Wallenstein bei diesem Lärmen, wie er war, und im bloßen Hemd nach dem Fenster ging, wahrscheinlich um die Wache zu rufen, stieß der Kapitän mit feinen Leuten die Thür auf und schrie ihm die Worte zu: „Schelm und Verräter!" Ob Wallenftein einen Begriff von dem hatte, was sich begab? Ob er fühlte, daß der letzte Schritt der Empörung, den er soeben gethan, die Rache der Kaiferlichgefinnten unmittelbar über fein Haupt zog? Wahrscheinlich doch, daß ihm der Zusammenhang der Dinge mit einemmal vor die Seele getreten ist. An einen Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und streckte feine Brust der Hellebarde entgegen, mit der ihn, gerade in die Mitte derselben treffend, Deveroux erstach. Man wickelte die Leiche in ein rotes Tuch und fuhr sie in die Burg zu den übrigen Entleibten. Noch war in der Stadt alles ruhig; die späte Stunde und ein starker Sturm, der bis Mitternacht anhielt, verhinderten die Verbreitung der Nach-
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