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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 499

1895 - Gera : Hofmann
10. Wallensteins Ermordung. 499 riebt. Butlers Dragoner hielten Thore und Straßen bewacht. Am Morgen früh wurden zuerst die Offiziere der Garnison in die Burg beschieden, wo ihnen ein deutscher Kavalier — denn die Iren und Schotten waren dazu unfähig gewesen — das Vorgefallene auseinandersetzte und sie fragte, ob ste dem Kaiser getreu sein wollten, was sie denn bejahten. _ Dann wurden Rat und Bürgerschaft — in wie ganz anderem Sinne, als in welchem den Tag zuvor beabsichtigt worden war — zusammenberufen und in Kenntnis geatzt; sie erneuerten ihren Schwur der Treue. Eben rückte Gallas heran, um Eaer zu belagern, es war nicht mehr nötig. Auch alle die anderen Posten an der Grenze wurden für den Kaiser gesichert. Franz Albert von Lauenburg, der ohne etwas zu ahnen herbei kam, um Nachricht vom Herzog Bernhard zu bringen, wurde angehalten und dann nach Pilsen geführt, zugleich mit den Leichen seiner ermordeten Freunde. _ Merkwürdig, wie die verschiedenen europäischen Nationalitäten an diesem Ereignis beteiligt waren. Die Schweden hatten den General vorlängst zu einem Unternehmen dieser Art vorwärts getrieben; ihnen lag vor allem die Zurückführung der böhmischen Ausgewanderten am Herzen; — die Franzosen oriffen in der Absicht ein, einen Umsturz des Hauses Österreich überhaupt hervorzubringen. Am nächsten standen die protestantischen Norddeutschen dem General, in seiner Größe sahen sie den Rückhalt, dessen sie bedurften; sonst aber beabsichtigten sie nichts als eine Herstellung der alten Zustände, eine Verständigung zwischen den Reichsständen und ihrem Oberhaupt; den Ruin des Hauses Österreich wollten sie nicht. Das war nun aber einmal die Stellung Wallensteins geworden, daß die großen Interessen der Religion und Politik «m ihn her einander entgegentraten. Bittere Feinde waren ihm die deutschen Katholiken, die alten Ligisten; doch würde ihnen genügt haben, ihn noch einmal und auf immer des Generalates beraubt zu sehen. Die Spanier, denen er jetzt als der Gegner ihrer Weltmacht erschien, hatten geradezu sein Verderben im Auge; in seinem Widerstreben gegen die kaiserliche Autorität sahen sie eine todeswürdige Schuld. Zu ihrer Seite standen, wie damals überhaupt, die Italiener. Sie versahen diese mit den besten Beweisstücken zu seiner Anklage und trugen das meiste dazu bei, die großen Heerführer von dem Obergeneral abtrünnig zu machen. Die freunde waren lau und fern; die Feinde feurig und entschieden und in unmittelbarer Thätigkeit; unter ihrem Einfluß haben, selbst ohne legale Ermächtigung, zu welcher sich der Hof nicht entschließen konnte, die fremden Soldaten die letzte Katastrophe herbeigeführt. Es waren die sonst immer Entzweiten, Schotten und Irländer, Protestanten und Katholiken. Die ersten bewog das Gefühl militärischen Gehorsams gegen den Kriegsherrn und die durch den Diensteid eingegangene, nicht einseitig aufzulösende Verpflichtung. In den Irländern lebte die Hingebung gegen die bestehenden höchsten Gewalten und der Eifer für die Religion, welche sie in ihrem Vaterlande verfochten, auch in der Fremde. Wallenstein hatte, wie Oxenstierna von ihm sagt, mehr unternommen, als er ausführen konnte. Der Idee der kaiserlichen Gewalt und der Macht des Hauses Österreich mußte er erliegen, so wie sie sich gegen ihn kehrten. 32*
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