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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 533

1895 - Gera : Hofmann
16. Schicksale des Pfarrers Martin Bötzinger im dreißigjährigen Kriege. 5-33 fahrten wieder zu seiner Familie kam, fand er „die Kinder schier vor Hunger verdorben. Sie hatten die Zeit über nicht Kleie genug kaufen können zu Brot." Den Frieden erlebte Bötzinger als Pfarrer zu Heubach, wohin er 1647 versetzt worden war, und wo er erst 1673 im vierundsiebzigsten Jahre seines Lebens starb. 17. Soldalengreuel im dreißigjährigen Kriege. ' Christoffel v. Grimmelshaufen, Simplicisfimus; bearbeitet von E. H. Meyer. Bremen 1886. Chr. von Grimmelshausen berichtet in seinem Romane „Der abenteuerliche Simplicissimus" von einem unerfahrenen Knaben, der seines Vaters Schafe hütete und dabei von plündernden Söldner überfallen wird. Was er nun erlebt, erzählt er mit folgenden Worten: Plötzlich sah ich aus dem Walde einen Trupp Kürassiere heraussprengen, die mich samt meiner Herde im Nu umzingelten. „Hoho," dachte ich, „dies sind die rechten Schelme, die vierbeinigen Diebe, von denen dir dein Knan (Vater) gesagt hat;" denn ich sah anfänglich Roß und Mann für ein einziges Geschöpf an und meinte nicht anders, als daß es Wölfe sein müßten. So griff ich denn rasch zu meiner Sackpfeife, um sie zu vertreiben. Aber einer von den Reitern packte mich beim Kragen und schleuderte mich auf ein lediges Bauernpferd, welches sie außer mehreren anderen erbeutet hatten, mit solchem Ungestüm, daß ich auf der anderen Seite wieder herabfiel auf meine liebe Sackpfeife. Die gab dabei einen so kläglichen Ton von sich, als wenn sie alle Welt zur Barmherzigkeit hätte bewegen wollen. Aber es half nichts! Ich mußte wieder auf zu Pferd, und fort ging's mit den wilden Männern nach meines Vaters Hofe in starkem Trabe, so daß der Staub vom Wege in die Busche flog. Wunderliche Grillen stiegen mir damals in den Kopf. Ich bildete mir nämlich ein, weil ich auf einem solchen Tier säße, so würde ich auch in einen eisernen Kerl, wie meine Begleiter, verwandelt werden. Da meinte ich auch, diese fremden Dinger wären nur dazu da, mir die Schafe Heimtreiben zu helfen, zumal keiner von ihnen eins hinwegfraß, sondern alle einmütig und zwar geraden Weges auf meines Vaters Hof zutrotteten. Deshalb sah ich fleißig nach meinem Vater und meiner Meuder (Mutter) aus, ob sie uns nicht bald entgegengehen und uns willkommen heißen wollten. Aber vergebens! Als Vater und Mutter gesehen hatten, wie sich eine dunkle Staubwolke dem Hofe näherte, in der hie und da Schafe, Pferde und Soldaten sichtbar wurden, waren sie durch die Hinterthür in den nahen Wald entwischt und hatten in ihrer großen Angst vor diesen heillosen Gästen meine kleine Schwester Ursele, die erst vierzehn Tage alt war, unter einem Pack Windeln vergessen. Diese war es, die uns willkommen hieß, indem sie bei unserer Ankunft ein klägliches Geschrei erhob. Obgleich ich nicht im Sinne hatte, den friedliebenden Leser mit dieser wilden Reiterbande in meines Vaters Hans und Hof zu führen, weil es schlimm genug darin hergehen wird, so will ich doch lieber der Wahrheit treulich folgen und der Nachwelt hinterlassen, was für unerhörte Grausam-
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