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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 537

1895 - Gera : Hofmann
18. Die deutschen Städte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. 537 Tuten auf einem Hörne kundgeben mußten. Auch sangen sie wohl all- stündlich erbauliche oder zierliche Verse. Wenn in der Stadt besondere Feste gefeiert wurden oder hohe Herren, vielleicht gar der Kaiser, anwesend waren, so wurden Pfähle ans dem Markte und den Hauptstraßen ausgerichtet, auf denen in eisernen Kesseln oder Pfannen Kohlen und Kienholz flammte, so daß die ganze Stadt in freudiger Bewegung zusammenlief. Auch bei Feuersbrünsten pflegten solche metallene Feuerbecken ihren Glanz zu verbreiten. Da kam die Kunde, daß in England und Holland jeder zehnte Hauseigentümer abwechselnd verpflichtet fei, abends eine Laterne vor die Thür seines Hauses zu hängen, damit die Straße erleuchtet werde, ja daß man dort auch begonnen habe, auf festen Pfählen allnächtlich Lampen, mit Thran gespeist, brennen zu lassen. Allmählich und unter vielen Widersetzlichkeiten der Bürger, welche solche Neuerungen als unnütz und kostspielig schalten, wurde es durchgesetzt, daß eine spärliche Anzahl von Thranlampen abends einen trüben, matten Schein über die Straßen warfen. — Eine Feuersbrunst versetzte die ganze Stadt in die größte Aufregung und peinlichste Angst und ließ sofort alle Geschäfte und Arbeiten der Bürger stocken. Bei dem vielen Holzwerk der Häuser fand das Feuer leicht die reichlichste Nahrung, und von Löschvorrichtungen waren einige Wasserkufen, die man eilends auf Schlitten herbeiholte, eine Anzahl von ledernen Eimern, welche man auf dem Rathause oder bei den Wohnhäusern verwahrt hielt, und viele riesengroße Feuerhaken zum Einreißen der brennenden oder der Brandstätte angrenzenden Häuser das einzige, was man besaß, wenn die Stadt nicht etwa schon einige Feuerhandspritzen hatte, wie sie Augsburg schon im Jahre 1518 anschaffte. — Erst später kamen von Holland her die eigentlichen Feuerspritzen. Da ist es denn kein Wunder, daß nicht selten ganze Straßenreihen und Stadtviertel, ja ganze Städte, ein Raub des wütenden Elementes wurden. Ängstlich wimmerten die Feuerglocken von den Türmen; die Thore der Stadt wurden geschlossen, damit kein schlechtes Gesindel von draußen herein in die Stadt laufe, um Gelegenheit zum Stehlen zu suchen; die Thüren der Kirchen wurden geöffnet, damit die Bürger hinter den dicken steinernen Mauern der meist freier liegenden Kirchen ihre Habseligkeiten in Sicherheit bringen könnten. Lange doppelte Ketten helfender Menschen bildeten sich bis zu Rande des Wassers, um die Eimer zu füllen und sie sich zuzureichen; selbst Ratmänner und Geistliche traten mit hinzu, wenn die Not groß war. Diese Reihen setzten sich bis zur Brandstätte fort. Dort nahmen Beherzte oder mit solchem Dienst besonders Betraute sie in Empfang, kletterten mit ihnen auf zahlreichen und schwindelnd hohen Leitern bis zu dem brennenden Gebäude oder zum Dache der angrenzenden Häuser empor und gossen das bißchen Wasser, welches noch in den Eimern geblieben war, in das wütende Flammenmeer. Wie ganz anders aber wußte man dem Feuer zu begegnen, als nun die Feuerspritzen mit eingriffen! In den oft hochgegiebelten Häusern der engen Straßen wohnte ein rühriges, fleißiges Geschlecht. Vor dem großen Kriege waren Handel und Handwerk im Gedeihen, und es herrschte in den Städten große Wohlhabenheit. Der Glanz der Hansa war freilich auch damals schon erblichen, und Augsburg und Nürnberg waren nicht das mehr, was sie zur Zeit der Väter
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