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1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 538

1895 - Gera : Hofmann
538 Viertes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. gewesen waren. Aber noch hatte der deutsche Heringsfang große Bedeutung; noch waren die deutschen Arbeiten in Wolle und Leder, in Leinwand und Metall, darunter manche kunstvolle und zierliche Geräte, im Auslande eifrig begehrt. Neben dem Handwerke trieb der schlichte Stadtbürger fast immer noch seine Ackerwirtfchaft, ja viele Bürger selbst in der innern Stadt lebten nur von Feldbau und Viehzucht. Die Genossen desselben Handwerks waren zu festem Verbände, Zunft oder Innung vereinigt, hielten eifersüchtig auf ihre Vorrechte und wehrten jeden Unbefugten ab, der ihre Beschäftigung üben wollte, wachten aber auch sorgsam über die Ehre ihres Gewerkes und die Güte der von ihm erzeugten Arbeiten. Die Braugerechtigkeit galt für einen wertvollen Vorzug einzelner Häuser; fast jeder Ort braute sein Bier auf eigene Art; auf Kraft und Wohlgeschmack wurde viel gehalten, und geschätzte Biere wurden weithin versendet. In dem langen Kriege sank der Wohlstand der meisten Städte ganz bedeutend, ja viele kamen so herunter, daß sie nur noch ein Schatten ihres früheren Zustands waren. In Augsburg sollen von 80000 Einwohnern nur noch 18 000 übriggeblieben sein; in Dresden schmolz die Bevölkerung auf ein Fünftel ihrer früheren Zahl zusammen. In manchen Städten, die viele Tausende in ihren Mauern beherbergt hatten, schlichen nach dem Kriege kanm noch so viel Hnnderte durch die stillen Gassen. Doch waren nicht alle Gegenden Deutschlands so schwer getroffen. Noch war in Kleidung und Schmuck der Sinn des Mittelalters lebendig. Die Tracht der Männer war viel bunter und kostbarer als jetzt. Es erschienen obrigkeitliche Kleiderorduungen in großer Zahl, welche für jeden Stand die Kleider und Schmnckfachen bestimmten, die demselben erlaubt wurdeu. Aber diese Vorschriften wurden sehr oft umgangen, ebenso wie die obrigkeitlichen Auorduuugeu darüber, wie viele Gäste und welcherlei Speisen und Getränke bei einer großen, mittleren oder kleinen Hochzeit oder bei sonstigen Festgelagen den Bürgern nach ihrem verschiedenen Stande gestattet sein sollten. „In diesen beschwerlichen Zeiten", gebot der Rat von Bremen einmal, „soll der Brantgürtel nur bei den Jungfern des ersten und zweiten Standes von Gold sein". Und in der Hochzeitordnung von Münden heißt es, daß bei einer großen Hochzeit, bei Bürgern vornehmsten Standes, nicht über 24 Tische, jeder zu 10 Personen, gesetzt werden sollen. Ein Lieblingsausenthalt der Bürger war noch immer der Hauptmarkt der Stadt. Dort blieb man, wenn nach der Morgenpredigt die Turmbläser mit Posaunen und Zinken ihren feierlichen Choral von oben herab bliesen, im Feststaate gemütlich plaudernd beisammen, hier tauschte mau alle Neuigkeiten aus; hier und in der Kirche konnten die Frauen und Mädchen ihren neuen Putz bewundern lassen. Aber man war mit Neuigkeiten von dem Leben und Treiben der Welt schon weit besser daran, als in älteren Zeiten! Es gab nicht mehr die kurzen geschriebenen Berichte, die von großen Städten aus verbreitet wurden, wenn sich etwas Besonderes ereignet hatte; man hatte seit langem gedruckte Flugblätter, oft mit erklärenden Holzschnitten versehen, die merkwürdige Ereignisse überallhin verbreiteten. Da las man von der Eroberung Magdeburgs durch Tilly, von Gnstav Adolfs Tod bei Lützen oder von der blutigen Schlacht bei Nördlingen. Nun kamen aber
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