Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 546

1895 - Gera : Hofmann
546 Viertes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus dem Jahrhundert des großen Krieges. war es auch den mächtigsten gelungen, die schlimmsten Feinde außerhalb der Wälle und Mauern zu halten, so war der Reichtum doch durch die Kriegssteuern und Erpressungen, mit denen der Friede und die Befreiung von Belagerung und Plünderung erkauft werden mußten, allmählich erschöpft, durch die Unterhaltung zahlreicher teurer Söldner bei unterbundenen und abgeschnittenen Nahrungsadern in Bedürftigkeit umgewandelt worden. Hamburg, Bremen und Lübeck hatten sich durch ihr kluges und kräftiges Auftreten, sowie durch ihre sorgsame Verwaltung während des Krieges zwar die streitenden Parteien so ziemlich fernzuhalten vermocht, aber trotzdem brachten auch ihnen die weithin wirkenden Folgen des Krieges manchen schweren Verlust bei. Die übrigen Reichsstädte in Nieder- und Mitteldeutschland mußten sich, nachdem ihre Kraft durch den Krieg gebrochen war, zum Teil schon bald nach dem Kriege der wachsenden Fürstenmacht unterwerfen und von ihrer Gnade Aufbesserung ihrer Verhältnisse erwarten. Etwas besser waren die Verhältnisse der Reichsstädte in den Rheingegenden gestaltet, wenn sie sich auch mit den früheren Zuständen nicht vergleichen ließen. Durch den Verlust Straßburgs, der auch als eine Folge des dreißigjährigen Krieges aufgefaßt werden muß, wurden der deutsche Handel und das deutsche Gewerbe aus einem Gebiete verdrängt, auf dem sie feit langer Zeit die kräftigsten Wurzeln geschlagen hatten. Der Verlust des ganzen Oberrheins machte sich besonders dem oberdeutschen Handel fühlbar. Die französischen Erzeugnisse, denen die Zufuhr jetzt wesentlich erleichtert war, überschwemmten massenhaft die oberdeutschen Städte; die Messen von Frankfurt und Leipzig wimmelten von französischen Kaufleuten, welche das Geld und die gute Ware aus Deutschland holten und ihm dafür Tand, freilich dem Geschmacke der Zeit entsprechend, zurückließen. Unter den oberdeutschen Handelsstädten erholte sich nach dem Kriege Frankfurt am schnellsten; schlimmer getroffen waren Nürnberg und Augsburg. Nürnberg berechnete seinen Kriegsschaden in dem einzigen Jahre 1632 auf 1800 000 Gülden. In Augsburg standen nach dem Kriege 2216 Wohnungen leer, und von 6000 Barchent- und anderen Webern, welche vor dem Kriege in der Stadt waren, gab es nach demselben nur noch 500. Auch die Handelsbeziehungen gingen bei der zunehmenden Schwäche der Schwesterstädte zum Teil zu gruude, und die kleineren oberdeutschen Reichsstädte waren durch den Krieg fast bis zu bedeutungslosem Dasein herab gesunken. Ulm bewahrte nur spärliche Überreste seines Leinwandhandels nach Italien, und in Memmingen, das mehr als zwei Drittel seiner Einwohner verloren hatte, waren die Hunderte von Webern bis ans 50 meist arme Meister herabgesunken. Regensburg verlor mit dem Kriege seine letzte Bedeutung für den Handel und mußte froh sein, durch den ständig hier tagenden Reichstag eine neue Nahrungsquelle erschlossen zu sehen. So war der Glanz und Ruhm der oberdeutschen Reichsstädte zu Grabe getragen. Das Hängen am Veralteten, die Feindschaft gegen jeden Fortschritt hinderten eine Besserung der gewerblichen Zustände und der Landesverhältnisse in den Reichsstädten. Nicht minder als die Reichsstädte hatten auch die fürstlichen Gebiete vom Kriege gelitten. Westfalens gewerbfleißige Orte waren schon im Anfange des Krieges schwer heimgesucht worden. Die Tuchmacherei, einst das blühendste Gewerbe der Gegend, sank namentlich durch die Konkurrenz
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer