Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Ergänzungsheft für das Großherzogtum Hessen - S. 26

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 26 — Parforce-Jagd zu rechnen. Diese Art Jagd war von den beiden Vorgängern Ludwigs nach französischem Muster in Hessen eingeführt worden; sie bestand darin, daß in einem von Wild reich bevölkerten Walde nur ein bestimmter Hirsch gejagt werden durfte. Die Verfolgung des Hirsches geschah unter großem Aufwands von Pferden und Hunden ^und dauerte so lange, bis der Hirsch erschöpft niedersank. Diese wilde ^agd ging durch Feld und Wiese, über Zäune und Hecken, kreuz und Pier, und der Landmann hatte viel darunter zu leiden; freudig begrüßte er darum die Aufhebung dieser Art Jagd. „Da sah man nicht mehr in der Nähe der Wälder halbe Wüsteneien, weil sie keiner zu bauen der Mühe wert hielt; da hörte man nicht mehr die unselige Lebhaftigkeit der Nacht, wenn der Unterthan die Kräfte, die ihm von der Arbeit des Tages noch übrig waren, mit Wachen im Felde verzehrte . . . Wie war es aber auch eine Lust, den Bauer zu sehen, wie er den guten Fürsten segnete, unter dem er die Frucht seiner Felder, den Schweiß seiner Hände, nicht mehr mit wilden Tieren zu teilen brauchte, wie er trotzig um sich blickte, ob jemand etwas gegen den Landgrafen habe." 2. Aber der Landgraf wollte seine Bauern nicht nur gegen Zerstörung ihres Eigentums schützen, er bemühte sich auch, sie aufzuklären über Nutzbarmachung des Bodens und über eine vernünftigere Führung der Landwirtschaft. Zu diesem Zwecke rief er im Vereine mit seinem Minister Moser die „Landkommission" ins Leben. Sie sollte dem guten, fleißigen Unterthan seine Abgaben leichter, sein Leben froher, seinen Himmel blauer, ihn zufrieden mit sich und dankbar gegen seinen Fürsten machen. Heute bestehen noch säst überall ähnliche Behörden als „wirtschaftliche Centralstellen". Nicht weniger als 90000 Gulden Gemeindeschulden kouuteu nun abgetragen werden, 6000 Morgen Land wurden urbar gemacht und der Viehstand erheblich vermehrt. Auch die erste „Feuerversichernngsanstalt" wurde in jener Zeit ins Leben gerufen. Zu 87. Verbesserungen m der hessischen Rechtspflege. __ 1. Wie Friedrich der Große in Preußen, so wollte auch Ludwig Ix. in Hessen die Folterqualen nicht länger dulden. „Ein durch Tortur erzwungenes Gestäuduis" — so schrieb er bald nach seinem Regierungsantritte — „kann nicht hinlänglich sein. Man kann dadurch ein Gestäuduis erzwingen; der König von Preußen hat sie daher abgeschafft, und ich will hier ein gleiches thun." 2. Weiter sorgte Ludwig dafür, daß jedem seiner Unterthanen das Recht nicht streitig gemacht werde, vorm Gerichte klageführend aufzutreten. Als einmal der Versuch gemacht wurde, einen vom Gerichte erkannten Urteilsspruch umzustoßen, schrieb Ludwig, er habe den festen Wunsch, daß die Unterthanen so gehalten werden sollen, daß keiner, wenn er gerechte Klagen habe, sich vor den Beamten zu fürchten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer