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1. Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte - S. 15

1896 - Stuttgart : Bonz
— 15 — tigsten, jedoch weniger auf die großen Staaten Preußen und Österreich, welche trotz mancher Mißstände doch im ganzen geordnete Verhältnisse und eine Geschichte hatten, auf die sie stolz sein konnten. Je kleiner und kleinlicher aber die Staaten waren und je näher sie Frankreich lagen, desto leichter entzündeten sich die Köpfe und desto mehr ließ man sich von den Franzosen leiten, die mit gleißenden Worten gleiches Recht für alle forderten und eine allgemeine Weltbrüderschaft verkündigten. Das nächste aber war ein Verderbenbringenderkrieg des deutschen Reiches mit den Franzosen, der 23 Jahre lang unser Land verwüstete und unsägliches Elend über seine Bevölkerung brachte. Als nämlich in Paris die rote Partei der Jakobiner die Oberhand bekam und das Leben des Königs bedroht war, da beschlossen König Friedrich Wilhelm Ii und Kaiser Leopold von Österreich, dem Könige von Frankreich nötigenfalls durch Waffengewalt seine Freiheit wieder zu verschaffen. Die Deutschen ahnten nicht, welch schwere Aufgabe sie sich gestellt hatten; sie kannten nicht die Macht der revolutionären Leidenschaften, welche sich jetzt mit ganzer Gewalt gegen den äußeren Feind kehrten. Zwar rückten die Verbündeten anfangs siegreich vor, bald aber mußten sie, und zwar zum Teil infolge ihrer Uneinigkeit, dem heftigen Anprall der Franzosen weichen und schließlich die Niederlande nebst sämtlichen deutschen Ländern aus der linken Seite des Rheins an Frankreich abtreten. In den eroberten Ländern, die als französische Provinzen galten, wurden die republikanischen Einrichtungen Frankreichs anfangs bereitwilligst angenommen. Bald aber gingen den Bewohnern die Augen auf. Auf Befehl des Nationalkonvents mußte in den Provinzen die französische Sprache gelehrt werden, und nicht lange dauerte es, so seuszten die Bewohner unter einem förmlichen Aussaugungssystem. Die öffentlichen Kassen wurden geplündert, neue Kriegssteuern auferlegt und die Soldaten auf Kosten der Einwohner unterhalten. Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse mußten ohne Vergütung geliefert werden; was aber durchaus bezahlt werden mußte, das bestritt man durch Assignaten, ein Papiergeld, das gar bald seinen Wert verlor. Die eroberten Länder wurden mit Millionen solcher Assignaten überschwemmt und viele wohlhabende Familien dadurch zu Grunde gerichtet. Handel, Gewerbe und Verkehr stockten, weil am Rhein französische Zollwächter strenge Wache hielten.
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