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1. Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte - S. 84

1896 - Stuttgart : Bonz
— 84 — Armen mit wahrer Wut an sich. Ein Scheffel Dinkel kostete damals 50—80 Mark, ein Scheffel Erbsen 80 — 100 Mark und ein Scheffel Kartoffeln 40—50 Mark. Der klare Blick der Königin sah bald, daß die Mittel des Staates bei dem eifrigsten Bestreben und dem besten Willen des Königs, dem großen Elend zu steuern, nicht ausreichen. Sie gründete daher am Ende des Jahres 1816 mit Hilfe von Gleichgesinnten den Wohlthätigkeitsverein. Es war dies eine über das ganze Land verbreitete Gesellschaft edeldenkender Männer und Frauen, die sich die Aufgabe stellten, dem großen Elend im Lande zu steuern. Wie richtig die von der Königin bei der Gründung des Vereins aufgestellten Grundsätze waren, wie musterhaft derselbe verwaltet wurde, und welch reichen Segen er bis auf den heutigen Tag gebracht hat und noch immer bringt, das wird im In- und Ausland rühmend anerkannt. Eine fast ebenso wichtige Stiftung ist die in Verbindung mit dem Wohlthätigkeitsverein nach dem Muster anderer Länder errichtete Sparkasse, die von Ärmeren aus dem Volke und von Dienstboten Ersparnisse auf Zinsen annimmt, und zwar so, daß die Zinsen bis zu einer-gewissen Summe stehen bleiben und jährlich zum Kapital geschlagen werden können. Auf diese Weise sammelte sich für Unbemittelte ein Sparpfennig für die Zeit der Not an, und der gesegnetste Fortgang verherrlicht die menschenfreundliche Gesinnung der edlen Stifterin. Wie überall im Lande, so wurden namentlich auch in Stuttgart in jenen Zeiten der Not Speise- und Unterstützungsanstalten errichtet, denen die Königin vorstand, und die sie durch ihre Gegenwart und persönliche Thätigkeit beseelte. Sie machte regelmäßig Besuche in denselben, und stets wirkte ihr Erscheinen ermunternd und belebend. In dem Gedanken, daß „Arbeit verschaffen mehr hilft als Almosen geben", empfahl sie die Errichtung von Beschäftigungsanstalten im Lande. Ju Stuttgart legte sie ein Jndustriewareulager an, in welchem Arbeiten von verschämten Armen und Geschenke wohlthätiger Frauen und Jungfrauen zum Besten der Armen verkauft wurden. Nach ihren eigenen Worten freute sich die Königin, daß „durch diese Anstalten so manchem Staatsbürger Mittel verschafft wurden, ohne Verletzung des Ehrgefühls sein Leben nicht nur zu fristen, sondern auch nützlich hinzubringen."
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