Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 1 - S. 8

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
8 Vorgeschichte Die Religion. Über den Ursprung der Religion sind die mannigfachsten Theorien aufgestellt worden. Die neueren Forscher haben in reichstem Maße die religiösen Vorstellungen der primitiven Völkerschaften für die Erkenntnis der niederen Stufen der Religion herangezogen, während die älteren Forscher mehr theoretisch aus psychologischen Gesetzen heraus diesen Ursprung festzustellen suchten. Beide Wege geben bemerkenswerte Anhaltspunkte und schließen einander keineswegs aus. Welches die einfachste und ursprünglichste Form der Religion war, darüber herrschen verschiedene Anschauungen. Einige wollten die Urform der Religion im Fetischismus finden, wie er von vielen Naturvölkern Afrikas geübt wird. Hierbei setzt der Mensch sein Vertrauen auf Hilfe und Schutz auf irgendeinen ihm merkwürdigen Gegenstand, Fetisch (portug. Feiti<;o = Zauber), den er, sei es als Gegenstand der Verehrung, sei es als Zaubermittel gebraucht. Verwandt mit Fetischen sind Idole, die in demselben Sinne verwendet werden; nur sind die Idole künstlich hergestellt, während der Fetisch stets ein Naturgegenstand ist. Darstellungen von Fetischen und Idolen finden sich schon im neolithischen Zeitalter. Ob die ältesten Stücke aus dem Solutreen (s. o.) Idole waren, ist zwar nicht gewiß, aber wahrscheinlich. Dagegen erscheint der religiöse Zweck der ältesten Malereien (Magdalenien) sehr fraglich. Der Animismus (Seelenkult) hat in Tylor (s. u.) seinen Hauptverteidiger gefunden, der in ihm den Anfang aller Religion sieht. Doch scheint diese Form der religiösen Anschauung schon ein tieferes Nachdenken über Ursache und Wirkung vorauszusetzen. Neuerdings findet der Totemismus viele Anhänger; besonders ist Frazer (s. u.) für ihn eingetreten. Er unterscheidet sich von den vorher genannten Religionsformen hauptsächlich dadurch, daß diese Meinungen des einzelnen darstellen, während jener eine Gemeinschaft voraussetzt. Aber eben deshalb können Fetischoder Seelenglaube sehr wohl neben ihm bestehen. Eine eigenartige Form der ältesten Religion stellte M. Müller (Oxford) auf: Der Betende sieht, ohne an dem Vorhandensein auch anderer Götter zu zweifeln, im Augenblick des Betens die Gottheit, an die er sich gerade wendet, als Inbegriff alles Göttlichen an (Henotheismus). Doch paßt diese Vorstellung auf alle polytheistischen Religionen. Die Entscheidung der Streitfrage nach dem Ursprung der Religion hängt davon ab, ob wir überhaupt berechtigt sind, einen einheitlichen Ursprung vorauszusetzen. In der Tat sind die Spuren aller dieser Formen in den ältesten uns durch Quellen näher bekannten Religionen nachzuweisen. Die Tierbezeichnung der Gaue und die Darstellung der Götter in Tiergestalt bei den Ägyptern deutet auf älteren Totemismus, während ihr Totenkult auf eine ursprünglich einfachere Form des Seelenglaubens zurückzuführen ist. Animistisch ist auch der Geisterglaube der Arier, und bei den Westsemiten, Kanaanäern, Phöniziern und selbst noch bei den Israeliten läßt sich deutlich die fetischistische Urform in den heiligen Steinen und anderen Gegenständen, die als Sitz einer Gottheit gelten, erkennen. Neben Hoernes u. Meyer sind zu nennen: Tylor, Anfänge der Kultur, 2 B. Ferner die zahlreichen Arbeiten von Max Müller. Frazer, Totemism, 1887. Lang, Myth, ritual and religion, 1899, u.totemism"in derencyclop. Britannicaigii, 12, 79 f. Weiter eliteratur bei Lehmann Die Religion der Primitiven, in Hinneberg,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer