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1. Bd. 1 - S. 12

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
12 Vorgeschichte Eine noch in den Anfängen stehende Wissenschaft ist die Rassenpsychologie, von der wir vielleicht noch wertvolle Ergebnisse erwarten dürfen. Auf solchen rein anthropologischen Merkmalen beruhen unter den neueren Systemen die von Topinard, Retzius, Haeckel, Huxley. Andere verbinden damit kulturelle Unterschiede, z. B. Sprache (F. Müller) und Lebensweise oder historische Gesichtspunkte, z. B. die Kulturoder Entwicklungsstufen. So unterscheidet Ranke nur zwei Urrassen, eine fortgeschrittene (Euencephalen, Eurycephalen) und eine zurückgebliebene (Stenocephalen); die ersteren sind wesentlich auf der nördlichen, die letzteren auf der südlichen Halbkugel heimisch, dazwischen (Nordafrika, Südeuropa) findet sich eine Zwischenstufe, die durch Vermischung entstanden ist. Verwandt damit ist das System von Stratz, der drei Gruppen aufstellt: i. Urrassen oder Protomorphe, 2. Hauptrassen oder Archimorphe, 3- Mischrassen oder Metamorphe. Zu den ersteren gehören die Völker mit niederer Kultur, zu der zweiten die Kulturvölker, die dritten sind aus beiden entstanden. Die Hauptfrage dabei ist, ob diese Formen Entwicklungsstufen aus einer Urform sind (Monogenismus) oder ob wenigstens die beiden Grundformen schon nach ihrer Entstehung getrennte Erscheinungen bilden (Polygenismus). Für die letztere Anschauung tritt neuerdings Fritsch ein, der die zurückgebliebenen Naturvölker als ,,Standvölker“ und von Urzeit her entwicklungsunfähig bezeichnet, die Kulturvölker dagegen als „Wandervölker“ und zur höheren Entwicklung bestimmt und geeignet (vgl. die Übersicht Z. f. Ethnol. 1910, 42, 583). Bemerkenswert ist, daß den beiden Hauptgruppen sowohl Rankes wie Stratz' die bisher entdeckten vorgeschichtlichen Rassen zu entsprechen scheinen. So zeigen heutige Naturvölker noch Ähnlichkeiten mit der Neandertalrasse, während die Cro-Magnonrasse sich dem Typus der europäischen Kulturvölker nähert. Die dritte, die Grimaldirasse, dürfte dann eine Mischung oder eine Zwischenstufe darstellen. Von großem Interesse ist die neueste Theorie von Klaatsch, der entsprechend seiner oben (§ 1) erwähnten Anschauung von einem gemeinsamen Primaten (Propithekanthropus) zwei Gruppen ausgehen läßt: die Westgruppe mit Schimpanse, Gorilla, Neandertalern und Afrika-Negern; die Ostgruppe mit Orang-Utang, wahrscheinlich auch Gibbon, Australiern, Aurignacensem (verwandt den Cro-Magnonmenschen) u. a., z. B. Indogermanen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, daß Klaatsch sich lebhaft gegen die Unterstellung verwahrt, als wolle er die Abstammung irgendeines Zweiges dieser Gruppen aus dem anderen behaupten, es seien vielmehr Abzweigungen von einem gemeinsamen Stamme. Völkerstämme, Nationen. Von den Rassen sind scharf zu unterscheiden die Völker und Nationen als etwas geschichtlich Gewordenes. Die Geschichte zeigt uns bis in die nachchristliche, ja bis in die neuere Zeit hinein Beispiele, wie aus den verschiedensten Bestandteilen neue Völker sich gebüdet haben; so im Altertum die Ägypter aus Afrikanern und Semiten, die Babylonier aus Sumeriem und Semiten; später die romanischen Völker aus der Mischung von Römern, Kelten und Iberern mit den durch die Völkerwanderung hereinströmenden Germanen, die Engländer aus Kelten, Romanen und Germanen, die heutigen Türken aus Semiten und Mongolen, die Nordamerikaner aus fast allen Volksstämmen Europas. Gemeinsame
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