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1. Mittelalter - S. 107

1882 - Oldenburg : Stalling
107 Huß war ein Böhme, zu Prag gebildet und später Lehrer an der Universität daselbst, ein Mann von großer Gelehrsamkeit und Beredsamkeit, wie von sittenreinetn Wandel. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen (Professors an der Universität Oxford). Dieser hatte die Verderbnis des Papsttums und der Geistlichkeit und die Mißbräuche der katholischen Kirche angegriffen. Huß rühmte Wykliff als einen frommen Mann und predigte in dessen Geiste. Zugleich verschaffte er, ein eifriger Söhnte, als Rektor der Universität den böhmischen Stimmen das Übergewicht und ward so den Deutschen verhaßt*). Der Erzbischof von Prag brachte es dahin, daß die Universität 45 Sätze Wykliffs als irrig, gefährlich und ketzerisch verdammte, die, wie dessen andere Schriften, verbrannt wurden. Den Huß verklagte er beim Papste und verbot ihm das Predigen. Darüber geriet das Volk in Aufregung, es geschahen Mordthaten, Kirchen und Klöster wurden geplündert. Papst Johann Xxiii. lud Huß uach Rom vor, allein dieser ging nicht hin und berief sich auf ein allgemeines Konzil. Als nun gar der Papst zum Kriege gegen den König von Neapel vollkommenen Ablaß verhieß, griffen Huß und Hieronymus dieses Verfahren so schonungslos an, daß das Volk die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrannte und die Ablaßhändler mißhandelte. Da sprach der Papst den Bann über sie aus. Huß mußte nun Prag verlassen, predigte aber auf dem Lande, oft unter freiem Himmel, bei unglaublichem Zulauf des Volkes. Bei Eröffnung des Konzils war Huß, ausgestattet mit einem Geleitsbriefe Sigismunds, der ihn in seinen und des heiligen Reiches besonderen Schutz nahm, im November 1414 zu Konstanz erschienen. Auch der Papst hatte versichert, es solle ihm nichts Böses geschehen, wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte. Aber wenige Wochen nach seiner Ankunft ward Huß auf Befehl des Papstes verhaftet und in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Sigismund, der erst später ankam, wurde zwar über den Bruch des Geleites unwillig, ließ sich aber durch die Erklärung der Geistlichen, einem Ketzer dürfe man nicht Wort halten, beruhigen. Huß verstel in eine schwere Krankheit und blieb eine Zeitlang unbeachtet, bis man endlich (im Juni 1415) seine- Sache wieder vornahm. Obwohl Huß alle gegen ihn erhobenen Anklagen durch Berufung auf die hl. Schrift zurückwies, verlangte man dennoch, daß er seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwöre. *) Sie verließen Prag und gründeten die Universität Leipzig (1409).
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