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1. Neuere Zeit - S. 21

1882 - Oldenburg : Stalling
21 Die Deformation. § 6 Luthers Kampf gegen den Ablah. Sein früheres Leben. Anfang der Reformation (1517). Verbrennung der Bannbulle (1520). Die Konzilien (Kirchenversammlungen) hatten die Sehnsucht der Christenheit nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern nicht erfüllt (Tl. Ii § 17). Die Mißbrauche in der Kirche nahmen daher immer mehr zu; die Geistlichkeit war in Üppigkeit und Schwelgerei versunken, und die Klöster waren aus Stätten christlicher Zucht und Frömmigkeit in Sitze der Unzucht und Gottlosigkeit ausgeartet. Ein arger Mißbrauch ward in der Kirche mit dem Ablaß getrieben. Man hatte die Lehre erfunden, Christus und die Apostel hätten unendlich mehr gethan, als sie nach dem Gesetze schuldig gewesen, daher käme der Überfluß ihrer guten Werke allen Christen zu gute und bilde einen Schatz für die Kirche, über welchem dem Papst, als Statthalter Christi, die Verfügung zum besten aller Sünder zustehe. Diese Lehre benutzten die Päpste, Geld zu gewinnen; von Buße und Besserung war keine Rede. Im Jahre 1517 ließ Papst Leo X., angeblich zum Bau der Peterskirche in Rom, in Wahrheit aber zur Ausstattung seiner Schwester, einen Ablaß ausschreiben, und Erzbischof Albrecht von Mainz erhielt die Vollmacht dazu in Deutschland. Dieser Ablaßkram war keineswegs neu, aber der Dominikanermönch Johann Tezel trieb sein Geschäft mit besonderer Unverschämtheit. Er durchreiste ganz Sachsen; die Städte holten ihn in feierlichem Aufzuge in ihre Mauern. Er hatte zwei Kisten, in der einen waren die Ablaßbriefe, die andere war für das Geld bestimmt. Er ließ neben sich ein großes Feuer anzünden oder ein Kreuz mit des Papstes Wappen aufrichten und behauptete ganz unverschämt, er habe mit feinem Ablaß mehr Seelen erlöst, als sämtliche Apostel mit ihrer Predigt. Sein Spruch war: ,^Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegseuer springt." Das Volk strömte herbei, um sich für allerlei Sünden, eigene und fremde, begangene und noch zukünftige, Vergebung zu kaufen. Ein Meineid kostete 9, ein Mord 8 Dukaten, eine Seele aus dem Fegfeuer zu erlösen 4 Groschen; er hatte auch Milch- und Butterbriefe feil, um in den Fasten Milch und Butter genießen zu können, ohne dadurch eine Sünde zu begehen.
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