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1. Neuere Zeit - S. 35

1882 - Oldenburg : Stalling
35 Moritz von Sachsen, aus der Albertinischen*) Linie, ein Fürst von ausgezeichneten geistigen Eigenschaften und feurigem Ehrgeiz, hatte unter dem Kaiser gegen Türken und Franzosen ruhmvoll gefochten. Vor „dem jungen Löwen", den er an seiner Tafel sitzen habe, soll schon Luther den Kurfürsten gewarnt haben. Mit seinem Vetter Johann Friedrich aus der Ernestinischen Linie, lebte er in keinem guten Vernehmen, und obgleich Protestant und Eidam Philipps von Hessen, war er doch dem Schmalkal-dischen Bunde fern geblieben. Der Kaiser, der keinen Deutschen achtete, machte ihn zu seinem Liebling, und Moritz hoffte vom Kaiser Vergrößerung seiner Macht. Der Kaiser trat nun mit solcher Entschlossenheit auf, daß die oberdeutschen Fürsten und Städte, ohne an Verteidigung zu denken, sich unterwarfen. Der Kaiser legte ihnen schwere Geldsummen auf. In Sachsen hatte zwar Moritz die Kurlande schnell besetzt, aber der Kurfürst eroberte bald sein Land zurück und nahm sogar das seines Gegners ein. Karl eilte daher im nächsten Jahre nach Sachsen, wo es bei Mühlberg (24. April 1547) zur entscheidenden Schlacht kam. Der Kaiser stand auf dem linken Ufer der Elbe, mit ihm waren Moritz von Sachsen und Alba. Auf dem rechten Ufer bei Mühlberg standen die Sachsen und schossen tapfer hinüber. Da schwammen spanische Soldaten, den Säbel im Munde, durch den Fluß und nahmen den Sachsen nach einem mörderischen Gefechte ihre Kähne weg, um das Fußvolk überzusetzen. Nun ging der Kail er mit den Reitern, deren jeder noch einen Fußknecht hinter sich auss^ Pferd nahm, über den Fluß, wobei ein Bauer, dem die Kurfürstlichen zwei Pferde mitgenommen hatten, eine Furth zeigte. Aus erbeuteten Kähnen ward eine Schiffbrücke geschlagen, auf welcher das Fußvolk nachkam. Es war ein Sonntag, und der Kurfürst, in dem Wahne, nicht das ganze kaiserliche Heer vor sich zu haben, verließ die Kirche erst nach der Predigt, als es zu spät war. Die kaiserliche Reiterei hieb fürchterlich ein, Moritz selbst focht unter den Vordersten; bald war die ganze Schlacht nur noch eine Flucht über die Lochauer Heide. „Hispania, Hispania!" erscholl das kaiserliche Siegesgeschrei; 3000 Sachsen lagen aus der Wahlstatt. Der Kursürst, der wegen seiner Schwere nur mit einer Leiter zu Pferde steigen konnte, hatte einen friesischen Hengst bestiegen, ward aber auf der Flucht eingeholt, erhielt einen Hieb in die linke Wange und ergab sich endlich einem Deutschen. Als er den Kaiser sah, seufzte er: „Herr Gott, erbarme dich meiner! nun bin ich hier!" Karl wies die dargebotene Rechte ab. Da sagte der Kurfürst: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" — „So" fiel dieser ein, „bin ich nun Euer gnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen." Der Kur- *) Die beiden sächsischen Linien, die Ernestinifche, die ältere, mit Wittenberg, die Albertinifche, die jüngere, mit Dresden und Meißen, stammen von jenen Prinzen Ernst und Albert ab, die im Jahre 1455 der sächsische Ritter Kunz von Kauffungen zu rauben versucht hatte. 3*
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