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1. Neuere Zeit - S. 59

1882 - Oldenburg : Stalling
59 evangelische Kirche schließen, der Erzbischof von Prag die zu Klostergrab (bei Teplitz) niederreißen (1618). Die protestantischen Stände beschwerten sich darüber bei Matthias. Sie erhielten eine ungünstige Antwort, und ihre Versammlungen wurden verboten. In Prag verbreitete sich jetzt das Gerücht, das kaiserliche Schreiben sei von den Statthaltern selbst abgefaßt und dem Kaiser zur Unterschrift zugeschickt worden. Die böhmischen Stände zogen bewaffnet auf das schloß, an ihrer Spitze der kühne Graf Matthias von Thurn. Da die kaiserlichen Statthalter über die Frage, ob sie das kaiserliche Schreiben veranlaßt hätten, sich nicht äußern wollten, wurden die beiden verhaßtesten unter ihnen, Marti nrtz und Slavata, dann auch der Geheimschreiber Fabricius nach altböhmischer Art zum Fenster hinausgestürzt (1618). Sie fielen auf einen Schutthaufen und kamen mit dem Leben davon. Die Böhmen wählten nun dreißig Direktoren zur Verwaltung des Königreiches und vertrieben die Jesuiten. Graf Thurn ward zum Generatlieutenant der anzuwerbenden Kriegsmacht ernannt. Matthias war zur Nachgiebigkeit bereit, aber Ferdinand von Steiermark, der bereits zum römischen König gekrönt war und den Wahlspruch hatte: „Besser eine Wüste, als ein Land voll Ketzer," trieb zum Kriege. Schon begannen die Feindseligkeiten, als Matthias starb (1619). Sein Nachfolger Ferdinand Ii. von Steiermark (1619—1637) befand sich in der schwierigsten Lage. Von der protestantischen Union durch 4000 Mann unter dem Grafen Ernst von Mansfeld unterstützt, zog Thurn nach Mähren, das sich dem Aufstand anschloß, drang in Östreich bis Wien vor und bedrängte schon Ferdinand in seiner Hofburg*), als ihn die Ankunft von 500 Kürassieren rettete. Thurn mußte nach Böhmen zurückgehen. Gleich darauf reiste Ferdinand nach Frankfurt, wo er zum Kaiser gekrönt ward (1619). Die Böhmen erklärten Ferdinand, „den Erbfeind des evangelischen Glaubens," für abgesetzt und wählten zum König Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, der nach einigem Schwanken die böhmische Krone annahm. Friedrich, 20 Jahre alt, ein schwacher Fürst, stand an der Spitze der Union. Seine Gemahlin, eine Tochter Königs Jakob I. von England, riet ihm trotz der Abmahnungen vieler Fürsten zur Annahme der Krone mit den Worten, sie wolle lieber Brot essen an seiner königlichen Tafel als an seinem kurfürstlichen Tische schwelgen. Auch sein Hofprediger stellte ihm die Annahme der Krone als eine Pflicht gegen seine Glaubensgenossen dar. *) Einer der böhmischen Abgeordneten, die ihm die Einwilligung in ihre Bewaffnung abzunötigen suchten, faßte Ferdinand bei den Knöpfen feines Ramses mit den Worten: „Nandcl, willst du bald unterschreiben oder nicht?"
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