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1. Neuere Zeit - S. 60

1882 - Oldenburg : Stalling
60 Friedrich ward in Prag gekrönt (1619); auch Mähren und Schlesien hul-digten ihm. Ferdinand Ii. schloß ein Bündnis mit Maximilian von Baiern, der ihm die Macht der Liga Zum Schutz des Kaisers und der katholischen Kirche zusagte, sich aber die alleinige Leitung der Liga vorbehielt. Unter ihm befehligte Till y. Graf Tscherklas von Tilly, ein geborener Niederländer, ein erfahrener Kriegsheld, damals in bairischen Diensten, zeichnete sich durch Frömmigkeit und sittliche Strenge aus. Klein von Person, ritt er im Felde stetv ein sehr großes Pserd. Seine Augen blickten finster, seine Stirn war voll Runzeln, sein Knebelbart grau, Nase und Kinn spitz, die Wangen eingefallen. Auf dem kleinen Hute steckte eine lange rote Feder, gewöhnlich trug er ein grünes Atlaswams. Auf der Brust trug er eine geweihte Hostie. Er war mäßig im Essen und Trinken und trank nie Wein. Während die katholische Partei alle ihre Macht entfaltete, zeigten die Protestanten Schwäche und Unentschlossenheit. Friedrich hatte sich durch seinen Hang zum Wohlleben und durch Sorglosigkeit um alles Ansehen gebracht. Vergebens bat er die Union um Hülfe. Die Spaltung zwischen Lutheranern und Reformierten wirkte verderblich. Im ^zahre 1620 drang das ligistische Heer, von Tillh befehligt, in Oberöstreich ein und rückte auf Maximilians Anraten gegen Prag. Alle Unterhandlungen Friedrichs wurden zurückgewiesen, wenn er nicht die Krone niederlege. Um die Hauptstadt zu schützen, zogen sich die Böhmen auf den weißen Berg bei Prag zurück. Hier kam es (Nov. 1620) zum Entscheidungskampfe, in dem die Böhmen völlig geschlagen wurden. Christian von Anhalt stellte seine 21 000 Mann auf dem weißen Berge in Schlachtordnung: die Feinde hatten noch einmal so viel Truppen, die Böhmen aber den Vorteil einer trefflichen Stellung, nur fehlte ihnen Einigkeit und Zucht. Das erste Treffen der Kaiserlichen ward durch das feindliche Gcfchützfeuer zum Wanken gebracht, und Christian will bereits zum Angriff übergehen, als eins seiner Regimenter die Flucht ergreift. Tilly führt bairische Reiterei gegen die böhmischen Regimenter, die jetzt, meist ohne zum Gefecht gekommen zu sein, in wilder Flucht zurückeilen. Alle Bitten, Ermahnungen und Drohungen der Führer sind vergebens. „Und wären Alexander Magnus, Julias Cäsar und Carolus Magnus dabei gewesen", sagte der Fürst von Anhalt in seinem Berichte, |„ste hätten dieses Volk nicht zum Stehen bringen können." Eine Stunde hatte das Schicksal Böhmens und Friedrichs entschieden. Es war an einem Sonntag, an welchem man gerade in den Kirchen über die Worte predigte: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist." — Friedrich stand eben von der Tafel auf, als ihm die Flüchtigen entgegenkamen. Er hatte noch Hülfsmittel genug • Su fernerer Verteidigung, aber ohne Fassung floh er nach Holland, wo ihn sein Schwiegervater Jakob I. ernähren mußte.
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