Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neuere Zeit - S. 111

1882 - Oldenburg : Stalling
111 Mazeppa, ein unternehmender Mann, wünschte sich in der Ukraine unabhängig zu machen, wozu ihm Karl helfen sollte. Er versprach ihm 30 000 Mann und Lebensmittel im Überflüsse zuzuführen, wenn er in die Ukraine ziehen wollte. Karl ging auf den Vorschlag ein. Sein General Löwenhaupt sollte ihm ans Livland 11000 Mann zuführen. Der Marsch ging nun durch ungeheuere Waldungen und wüste Steppen ohne gebahnte Wege und bewohnte Orte, ohne Lebensmittel. Menschen und Tiere erlagen den Beschwerden. Endlich erschien Löwenhaupt mit kaum 6000 Mann und ohne alle Hülfsmittel, denn ein überlegenes russisches Heer hatte ihn sechsmal angegriffen. Euch Mazeppa brachte nur 5000 Mann und weder Lebensmittel noch Geld. Sein Versuch, das Volk gegen den Zaren aufzuwiegeln, war mißlungen, und der russische Fürst Meuzikow hatte feine Hauptstadt angezündet und des Hetmanns Bildnis an den Galgen gehängt. Dennoch beharrte Karl auf feinem Plane. Die ungeheuere Kälte des Winters von 1708 auf 1709 (§ 25, 3) steigerte die Strapazen. Über Schnee und Eis ging es fort, die Reiter mußten absitzen, um nicht zu erfrieren, das Fußvolk zog in vollem Laufe weiter. Tausenden erstarrten Hände und Füße, dazu war man ringsum von Feinden umgeben. Sogar Mazeppa selbst riet zur Umkehr, aber Karl wollte nach Pultawa, der Hauptstadt der Ukraine. Aus den harten Frost folgte Thauwetter, die Bäche wuchsen zu Strömen an, und die Wege waren nicht zu passieren. Viele Wagen blieben stecken, Menschen und Pferde glitten aus und nirgends war Erholung. Ein Soldat reichte dem König ein Stück verschimmeltes Brot aus Haser und Gerste, dieser aß es und sagte ruhig: „Es ist nicht gut, aber man kann es essen." Endlich erreichte man das Ziel. Karl belagerte vergeblich die feste und mit einer Besatzung von 8000 Mann versehene Stadt Pultawa. Der Zar Peter eilte mit einem Heere von 65 000 Mann herbei und trug einen entschiedenen Sieg davon. Karl floh in die Türkei. Zu einer ordentlichen Belagerung fehlte es an Leuten und an Geschütz. Die polnischen Truppen in Karls Heer gingen zum Feinde über. Täglich gab es kleinere . Gefechte, und Karl selbst wurde in den Knöchel des linken Fußes geschossen. Die Schlacht war unvermeidlich. Karl mußte sich in einer Sänfte umhertragen lassen. Innerhalb zweier Stunden war sein Heer vernichtet, 8000 seiner Leute fielen. Ein Pf erb an Karls Sänfte warb erschossen: der König ließ sich von Trabanten tragen, aber auch die Stange des Tragsessels warb zerschmettert. Enblich brachte man ihn in eine Kutsche, und er floh dem Dniepr zu. General Löwenhaupt mußte sich mit 16 000 Mann ergeben: sie wurden durch das russische Reich verteilt; viele starben in den sibirischen Bergwerken oder als Bettler ans den Landstraßen. Karl eilte in fünf schrecklichen Tagereisen durch eine ungeheuere Einöde an den Bog, den damaligen Grenzfluß des russischen und türkischen Reiches. Viele drängten sich gewaltsam über den Fluß, 500 wurden noch von den Russen gefangen. In Bender bereitete der Pascha dem König . einen glänzenden Empfang, und Sultan Achmed Iii. befahl für die Schweden ein Lager aufzuschlagen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer