Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neuere Zeit - S. 144

1882 - Oldenburg : Stalling
144 Die gesetzgebende Versammlung faßte den Beschluß, daß alle Ausgewanderten, die nicht zurückkehrten, des Todes schuldig und ihrer Güter verlustig sein, eben so alle Geistlichen, welche den Eid auf die neue Verfassung weigerten, als Verräter der Nation gerichtet werden sollten. Der König verweigerte die Bestätigung dieses Beschlusses, nach dem er seine eigenen Brüder hätte ächten müssen. Ein Sturm auf die Tuilerien, am 10. August 1792, endete mit einem Beschluß der Nationalversammlung, der die königliche Gewalt für aufgehoben erklärte und die Berufung eines Nationalkonventes bestimmte. Der König wurde mit seiner Familie in dem Tempel, einem ehemals den Tempelherren gehörigen Schlosse, in Gewahrsam gebracht. Nachdem bereits im Juni 1792 ein Sturm auf das Schloß unternommen war, der seinen Zweck, den König zur Bestätigung der Beschlüsse der Nationalversammlung zu zwingen, verfehlt hatte, setzten die Jakobiner einen neuen Sturm ins Werk. Massen von Gesindel drangen unter Absingen „der Marseillaise", eines neuen Revolutionsliedes, gegen das Schloß. Der König, in der größten Lebensgefahr, und jedes Blutvergießen scheuend, floh endlich in die Nationalversammlung. Unter den heftigsten Verwünschungen und Drohungen des Pöbels, der wiederholt schrie: „Nicber mit dem Tyrannen! Niebcr mit dem Vielfraße, der jährlich 25 Millionen verschlingt !" kamen bic Flüchtlinge bort an. Der König sagte: „Meine Herren, ich komme, um Frankreich ein großes Verbrechen zu ersparen." Mau nahm ihn kalt auf und wies ihm mit seiner Familie die Loge eines Zeitungsschreibers an, wo er 16 Stunben lang bic Beratungen der Versammlung über seine Absetzung mit anhören mußte. Inzwischen erstürmte der Pöbel das Schloß, metzelte die Schweizergarbe nach heldenmütiger Gegenwehr nieder und drang dann blutbesudelt in die Nationalversammlung ein, um die Absetzung des Königs zu fordern, der in den Tempel abgeführt ward. Der Nationalkonvent, aus den wildesten Jakobinern bestehend, schaffte die Königswürde ab und verwandelte Frankreich in eine Republik (Sept. 1792). Eine neue Zeitrechnung ward eingeführt, der christliche Kalender beseitigt und alles, was an das Königtum erinnerte, vernichtet. In den Tagen vom 2. bis 6. September wurden auf Dantons Anstiften alle Königsfreunde in den Gefängnissen durch Mörderbanden getötet und damit war der Anfang der Schreckensherrschaft gegeben. Der Nationalkonvent beschloß jetzt Ludwigs Tod. Er wurde des heimlichen Einverständnisses mit Frankreichs Feinden (Östreich, Preußen; § 34) angeklagt. Trotz der glänzenden Verteidigung Desözes wurde Ludwig Capet, wie man den König jetzt nannte, am 17.Januar 1793 durch eine äußerst geringe Stimmenmehrheit zum Tode verurteilt und am 21. Januar (1793) auf dem Platze Ludwigs Xv. (nachmals Revolutionsplatz genannt) öffentlich hingerichtet.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer