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1. Neuere Zeit - S. 145

1882 - Oldenburg : Stalling
145 Ludwig empfing das Todesurteil mit Ruhe und Fassung. Man erlaubte^ ihm, sich durch einen glaubcnstreuen Priester zum Tode vorbereiten zu lassen und von seiner Familie, von der er seit Anfang des Prozesses entfernt war, Abschied zu nehmen. Die Verzweiflung der Königin, das Wehklagen seiner Kinder und seiner Schwester erschütterten ihn, so daß er beinahe die Fassung verlor und nachher, als er wieder allein war, in die Worte ausbrach: „Das war ein schrecklicher Augenblick!" Am Morgen des 21. Januar stand er um 5 Uhr auf und empfing aus den Händen des irländischen Priesters E dg e wo rth das Hl. Abendmahl. In seinem Testamente sagte er: „Ich überlasse meine Seele Gott, meinem Schöpfer, und bitte ihn, dieselbe in Gnaden aufzunehmen, nicht nach meinem Verdienste sondern um des Verdienstes unseres Herrn Jesu Christi willen, welcher sich zum Opfer gegeben hat für uns Sünder, zu welchen ich mich vornehmlich Sst -?ic ®einen sollte er nicht wieder sehen, um sich und ihnen den Abschieds,chmerz zu ersparen. Um 9 Uhr kam Sant er re, der Kommandant der Nationalgarde, mit Bewaffneten, um ihn abzuholen. Ludwig bestieg einen Wagen, in welchen sich der Beichtvater mit zwei Gensdarmen Langsam fuhr er durch die mit Menschen und Geschützen bedeckten Straßen. Die ganze Nationalgarde war aufgeboten. Der König las voll Ergebung in einem Gesangbuche. Nach 10 Uhr kam er auf dem Platte Lutnoigs Xv. an, wo am Fnßgestell der zertrümmerten Bildsäule dieses Königs das Blutgerüst, die Guillotine*), ausgestellt war. An der Treppe empfing ihn der Scharfrichter, um ihn des Rockes zu entkleiden. Der Könia schien erschüttert, doch Edgeworth rief ihm zu: „Sohn des heiligen Ludwig steige gen Himmel!" Dann ging er festen Schrittes die Stufen hinauf. Obm wandte er den Blick nach den Tuilerien, seinem ehemaligen Schlosse. Als ihn die Henker ergriffen, um ihm die Haare abzuschneiden und die Hände aus den Rucken zu binden, stieß er sie anfangs zurück, fügte sich ober aus die Erinnerung, daß auch Christus sich willig habe binden lassen ^nd daß er dadurch dem Heilande ähnlicher werde. Darauf trat er ae-bumen an den Rand des Gerüstes und winkte der Kriegsmnfik Schweigen otc verstummte, und nun rief er mit lauter Stimme: „Franzosen ich sterbe unschuldig; ich vergebe meinen Feinden und wünsche, daß auch Gott ihnen vergeben, und daß mein Tod das Wohl Frankreichs befördern möge." Da wirbelten auf Santerres Wink die Trommeln und verschlangen seine letzten or Sem Haupt fiel. Samson, der Scharfrichter von Paris, zeigte ev dem Volke. Wustes Gebrüll erscholl, der Pöbel tanzte um das Schaffot • abent>§ waren die Schauspielhäuser gedrängt voll, und drei Tage nachher Mach niemand mehr von dem schrecklichen Morde. — Im Oktober 1792 nmrbc ctf, 9)1 ane «ntoinette, b=8 Königs G-»»chlm?di- ix 501a! im Ahncstas, im folgenden Jahre Ludwigs Schwester Elisabeth hiu-1c1,Cs ’ ®er ticmc Dauphin oder Kronprinz (Ludwig Xvii.) ward dem r l ™-Slt"wn' Cmem ,üütcnben Jakobiner, übergeben, der ihn durch harte Mißhandlung zu Tode quälte (1795). *) So genannt nach dem Arzte Guillotin, der diese Köpfmafchine nicht erfunden, sondern verbessert hat. 1 ' ^ Stacke, Hülfsbuch. m. Teil. 10
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