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1. Neuere Zeit - S. 209

1882 - Oldenburg : Stalling
209 Forts um Paris herumzog. Vor dieser Festuugskette lagerten die einzelnen deutschen Corps und umklammerten die mächtige Stadt mit einem unzerbrechlichen Ringe. Der König hatte sein Hauptquartier zu Versailles. Die an 2 Millionen zählende Stadt wurde durch 400 000 Mann, teils alter Linien- und Seesoldaten, teils Mobilgarden verteidigt. Der Belagerung boten sich die größten Schwierigkeiten dar, die aber durch eiserne Beharrlichkeit überwunden wurden. Die Belagerten versuchten zahlreiche Ausfälle, die jedoch blutig zurückgewiesen wurden. Vor Ende Dezembers konnte das Bombardement nicht beginnen, da das Belagerungsgeschütz erst aus Deutschland herbeigeschafft werden mußte. Der Hunger fing, da alle Zufuhr abgeschnitten war, in der Stadt zu wüten an; man verzehrte bereits Hunde und Ratten und schlachtete die Tiere des Tiergartens. Nun begann das Bombardement, und Paris ward einen Monat lang beschossen. Fast samt-. liche Stadtteile auf dem linken Seineufer wurden niedergeschmettert, und die Granaten machten die Straßen unsicher. Da endlich, als Hunger, Frost und Elend immer ärger wüteten, als der letzte verzweifelte Ausfall (19. Jan. 1871) erfolglos blieb, entschloß sich die Regierung der nationalen Verteidigung, um Frieden nachzusuchen. Am 28. Jan. wurde zwischen Jules Favre und Bismarck ein Waffenstillstand geschlossen, dessen Bedingungen waren: Auslieferung der feindlichen Forts an die deutsche Armee, Kriegsgefangenschaft der Verteidigungsarmee, und Berufung einer Nationalversammlung nach Bordeaux, um über den Frieden zu beschließen. Die Deutschen hielten, 30 000 Mann stark, am 1. März ihren Einzug in Paris. Die Nationalversammlung zu Bordeaux erteilte den deutschen Friedensbedingungen ihre Zustimmung (2. März). Diesen zufolge trat Frankreich an Deutschland Elsaß (ohne Belfort) und Deutsch-Lothringen mit den Festungen Metz und Diedenhofen (Thion-ville) ab und übernahm binnen drei Jahren eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Francs (4000 Mill. Mark) an Deutschland zu zahlen. Die Champagne und andere Gebiete Frankreichs blieben als Pfand für die Kriegskosten vorläufig von deutschen Truppen besetzt. Nach Anerkennung dieses Vertrages zogen die 30 000 Mann bereits am 3. März wieder aus Paris. Am 10. Mai 1871 wurde auf diese Bedingungen hin der endgültige Friede zu Frankfurt abgeschlossen. Der ruhmreiche Krieg hatte im ganzen 210 Tage gedauert, die Wehrkraft des größten Kriegsstaates war gebrochen, fast eine Million bewaffneter Feinde war getötet oder gefangen oder entwaffnet, über 7000 Geschütze und 120 Adler oder Fahnen und ein ungeheueres Kriegsmaterial waren erbeutet. Nach solchen Triumphen kehrte Preußens König, inzwischen zum deutschen Kaiser ausgerufen, am 17. März 1871 in seine ihm mit Liebe und Verehrung entgegenjubelnde Hauptstadt zurück. Der feierliche Einzug der Truppen in Berlin fand am 16. Juni statt. Stacke, Hülfsbuch. Iii. Teil. 14
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