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1. Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit - S. 9

1893 - Leipzig : Voigtländer
— 9 — Das Land war zum größten Teile Gemeindebesitz; wer Genosse der Gemeinde war, hatte auch Teil am Acker. Viehzucht und Ackerbau waren längst bekannt, wurden aber sehr unvollkommen betrieben. Die Germanen bauten Gerste, Hafer und Weizen; auch Flachs und einige Gemüse. Korn erhielten sie erst durch die Römer. Ihre Kleidung bildeten die Pelze der wilden Tiere. Leinwandweberei wurde von den Frauen betrieben. An Haustieren hatten sie Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Gänse. Besondere Sorgfalt wendeten sie den Jagdtieren, den Hunden und Falken zu. Die Leichen wurden teils verbrannt, teils in der Erde bestattet. Dies geschah besonders an Landstraßen und auf Hügeln (Hünengräber). Zahlreiche Funde von Spangen, Gürteln, Münzen u. dergl. mehr zeugen für die damalige Entwickelung der Kunst und des Gewerbes. Der Gottesdienst der Germanen war ein Naturdienst in heiligen Hainen, die Götter Personifikationen von Naturkräften und Naturerscheinungen. Einen geschlossenen Priesterstand gab es bei den alten Germanen nicht. Von der Gottheit hatten sie viel reinere Begriffe als die Heiden des Altertums; sie glaubten an ein Weiterleben nach dem Tode, Belohnung des Guten, Bestrafung des Bösen. Die Hauptquelle der germanischen Götterlehre ist die isländische Edda. Als höchste Gottheit erscheint der Allvater Wodan oder Odin, der über die Geschicke der Menschen waltet und die Schlachten entscheidet. Die Walküren sind seine Begleiterinnen, welche die Seelen der gefallenen Helden nach der Walhalla geleiten. Odins Gemahlin ist Frigg. Von den übrigen Göttern (Äsen) sind besonders zu nennen: der Donnergott Donar-Thor, der Schwertgott Tyr und Balder, der Gott des Lichts und der Schönheit. Neben ihnen stehen Nerthus, die Mutter Erde, Freya, die Göttin der Anmut und Liebe, und zahlreiche andre Göttinnen. Mit den Äsen zusammen wohnen sie in Asgard, dem Götterberg. Eine große Zahl dämonischer Wesen, Elfen und Nixen, Zwerge und Riesen u. f. w. stehen in der Mitte zwischen Göttern und Menschen. Das böse Prinzip vertritt der tückische Loki, der Gott des Todes und des Feuers. Ihm dienen die Götter des Meeres und des Sturmes; gewaltige Ungetüme stehen ihm zur Seite, so die Weltschlange und gefräßige Wölfe. Zwischen diesen Ungetümen und den Äsen kommt es zum Kampfe, in welchem die Äsen unterliegen. Die alte Welt geht in der Götterdämmerung unter. „Sonne und Mond werden von Wölfen verschlungen, es wanken die Berge, es sterben die Menschen, es bricht die Himmelsbrücke, es stürzen die Sterne, es zerbirst der Himmel, es erliegen kämpfend die Äsen"1). Aber auch Loki geht zu Grunde. Im ewigen Kreislauf der Dinge folgt eine Verjüngung der Erde, ein neuer Lenz und Morgen. Ein befseres Menschengeschlecht bevölkert die schönere Erde. Die Erinnerung an die Götterwelt ist noch heute in manchen Gebräuchen, in manchen Sagen und Märchen lebendig geblieben. Trotz einzelner Berührungen mit Römern und Griechen stand das Volksleben der Germanen außerhalb der Kultur des Mittelmeers. Sie waren ganz eigenartig, und wenn der Einzelne auch in dem späteren Verkehr J) Aus Henne am Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes.
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