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1. Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit - S. 238

1893 - Leipzig : Voigtländer
— 238 — liefen, religiösen, vaterländischen Geist in Der Nation zu heben ihr wieder Mut, Selbstvertrauen und Opferwilligkeit für Freiheit und Ehre einzuflößen, um bei der ersten günstigen Gelegenheit den Kampf für diese höchsten Güter aufnehmen zu können. Indem er die Kräfte des Landes zu freier Thätigkeit belebte und ihnen die Richtung auf das Gemeinnützige gab, wollte er ein wahrhaft deutsches Staatsweseu gründen, ruhend auf einem freien Bürgertum, gestützt und getragen durch die Selbstregierung der Gemeinden und Provinzen. So begann der große Mann seine Umgestaltung, von der er freilich nur einen kleinen Teil durchzuführen bestimmt war, da er schon im nächsten Jahre (1808) vor Napoleons Zorn aus seinem Amte weichen mußte. Aber wie viel hat er in dieser kurzen Zeit gethan! Noch lastete aus den unteren Ständen der bäuerlichen Bevölkerung ein starker Überrest feudaler Unfreiheit. Schon im Oktober 1807 ward mit Der gänzlichen Beseitigung Der Leibeigenschaft, Der Erbuuterthänigkeit, vorgegangen und Dem Banernstand durch die Überlassung von Domänen eine feste Grundlage gegeben. Es folgten die Umgestaltung der obersten Verwaltungsbehörden, die Aufhebung oder Ablösung vieler auf dem Grundbesitz ruhenden Lasten, die Aushebung sehr vieler den Gewerbfleiß hemmenden Einschränkungen, vor allem aber der Erlaß Der Städte-ordnnng, welche der Ausgangspunkt sür die deutsche Selbstverwaltung geworden ist. „Seitdem erst kam unserem Städtewesen eine zweite Blütezeit, minder glänzend, aber nicht weniger ehrenreich als die (große Epoche der Hansa." Mit der Verwaltungsreform zugleich wurde die Neugestaltung Des Heeres durchgeführt, zu welcher König Friedrich Wilhelm Iii. selbst den ersten Anstoß gegeben hat. Wie dem Freiherrn v. Stein in jener, so gebührt in dieser Dem Oberst v. Scharnhorst, einem hannoverschen Bauernsohne, das Verdienst der Hauptarbeit. Scharnhorst erkannte, daß auch im Kriege zuletzt die sittlichen Mächte entscheiden, und höher noch als die gründliche technische Ausbildung stand ihm die innige Verbindung des Heeres mit der Nation. Indem er „zu der einfachen und freien Anschauung der Altvorderen zurückkehrte, denen der Waffendienst als das Ehrenrecht jedes sreien Mannes erschien", wurde nun das Kriegswesen auf die allgemeine Wehrpflicht, auf die militärische Erziehung Des Volkes und auf Das Laudwehrsystem begründet. Unter persönlicher Mitarbeit des Königs wurde eine Kommission, an deren Spitze Scharnhorst stand, zusammengesetzt aus der „Blüte des Edelsten und Tüchtigsten, was Preußen an militärischen valenten besaß", beaustragt, die Militärresorm durchzuführen. Die Bevorzugung des Adels wurde beseitigt; bei der Beförderung der Offiziere sollten
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