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1. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 17

1883 - Berlin : Reimer
17 als Angehörige des römischen Staates lateinische Sprache annahmen, sehr erhebliche Unterschiede bestanden, so dafs in dieser Beziehung das alte Italien fast noch verschiedenartiger gestaltet war, als die griechische Halbinsel mit Einschlufs der illyrischen und thracischen Landschaften. — Durch solche Fremdartigkeit, gegenüber der Mehrzahl der mittelitalischen Völker, zeichnet sich, aufser dem seiner Bevölkerung nach dem gegenüber liegenden Illyrien verwandten südöstlichen Teile der Halbinsel (Apulien und Calabrien oder Messa-pien*), ganz besonders Etrurien aus, dessen Bewohner, die Etrusker oder Tusker, in älterer Zeit fast die ganze Westküste der Halbinsel, namentlich im 6. und 5. Jahrh. v. Chr. das spätere Campanien beherrscht hatten**). Die übrigen Völkerschaften dagegen, welche den mittleren und südlichen gröfsten Teil der Halbinsel inne hatten, und denen in Ermangelung eines anerkannten gemeinsamen Namens neuerdings oft, aber unpassend der Namen der Italiker in eingeschränkterem Sinne beigelegt wird, standen, wie die erhaltenen Bruchstücke ihrer Sprachen beweisen, unter einander in näherem verwandtschaftlichen Verhältnis: jedoch mit merklichen Unterschieden von drei oder vier gröfseren Hauptgruppen, wie sie im Colorit der Karte unterschieden sind. Die räumlich beschränkteste war die der Latiner, welche durch Rom sprachlich zur herrschenden in Italien und ganz Westeuropa wurde, oder des eigentlichen „alten“ Latium, indem die östlich angrenzenden, später in den Namen Latium einbegriffenen Völker — Herniker, Volsker, Aurunker — schon einen wesentlich abweichenden Dialekt sprachen. In der nördlich angrenzenden Gruppe sind Sabiner und Ae quer die in der älteren römischen Geschichte am bedeutsamsten auftretenden Völker; zu ihrer Sippschaft gehören ferner die vier kleineren Bergvölker im höchsten Teile des Apennin (den heut sog. Abruzzen) und sehr wahrscheinlich stehen ihnen zunächst, als nördlichster der verwandten italischen Stämme, die in der Urzeit vor der Periode der etruskischen Obmacht angeblich auch in Oberitalien weit ausgebreiteten Umbrer, zu denen die Picenter (in der *) Darum in der Karte mit derselben Farbe bezeichnet, wie die gleichfalls den Illyriern verwandten Veneter und Histrier in Oberitalien. **) Zweckmäfsig kann, zur Ergänzung der im Atlas gegebenen, nur die späteren historischen Zeiten betreffenden Übersichten, jene Ausdehnung der etruskischen Herkunft im S. und N. (bis an die Alpen), daneben die Ausdehnung griechischer Herrschaft in Unter-Italien vor den lucanischen Eroberungen, auf einer besonderen Kartenskizze (Flufsnetz von Alt-Italien, Verlag von D. Reimer) vom Schüler (natürlich ohne scharfe Grenzen) verzeichnet werden. 18 Landschaft Picenum) als Unterabteilung gehört zu haben scheinen. — Östlich und südlich von sämtlichen genannten ist als zusammengehörig in beiden Karten bezeichnet das Gebiet der sogenannten oskischen Sprache. Das historische Hauptvolk ist hier das durch Einwanderung aus dem Sabinerlande entstandene und deren Namen in abgeleiteter Form bewahrende der Samniten (Landschaft Samnium), welches sich dann (ums Jahr 400) durch Eroberung weiter über das ganze südliche Küstenland, unter den neuen Namen der Campaner und Luc an er ausbreitete*). Vor jener Eroberung durch Samniten und seit dem 7. Jahrh. v. Chr. hatten die genannten Landschaften unter griechischer Herrschaft gestanden (Campanien grofsenteils unter etruskischer, vgl. 5. 17) ebenso Sicilien, mit Ausnahme des westlichsten, in phoeni-cischem (karthagischem) Besitze gebliebenen Teiles. Diese westlichen Griechen gehörten ebenso, wie die nach dem asiatischen Osten aus-gewanderten, allen drei Hauptstämmen des griechischen Volkes an; doch ist der aeolische Stamm hier aufser durch die Lokrer nur durch die Ac ha e er vertreten und auf den Continent Italiens, wo er sehr ausgebreitete Niederlassungen begründet hatte, beschränkt; weniger ausgedehnt, obwohl an einzelnen Stellen (Tarent, Cyme) von grofser Bedeutung, sind hier die Iiandelscolonieen der Dorier und Ionier, während diese beiden Stämme auf Sicilien allein das Griechentum repräsentiren **). Aus dieser politischen Herrschaft der griechischen Städte im 6. und 5. Jahrhh. und der dadurch bewirkten Annahme griechischer Sprache und Sitte bei den Ureinwohnern (in den nordöstlichen Landschaften Messapien und Apulien durch den Einflufs von Tarent selbst ohne direkte politische Herrschaft) erklärt sich der in jener älteren Zeit oft gebrauchte Name Grofsgriechenland (lat.magna Graecia, griech. Megäle Hellas) für ganz Unteritalien. Er hat keine tatsächliche Geltung mehr für die spätere Zeit nach der samnitisch-lucanischen Eroberung und dem Aufkommen der Bruttier, welche sich vieler griechischen Städte selbst bemächtigten, die bedeuten- *) Die südlichste Halbinsel (das älteste Italien, s. S. 16) ging diesem weiteren Lucanien nach einiger Zeit wieder verloren, indem die Ureinwohner unter dem neuen Namen der Bruttier einen eigenen Staat bildeten, dessen Namen dann auch die Römer für diese Landschaft beibehielten. **) Vgl. Bl. 6, wo sie im Colorit unterschieden sind. Thurii ist als ionische Stadt bezeichnet, weil die Neugründung auf dem Gebiete des schon 510 v. C. zerstörten achaeischen Sybaris, zwar durch eine Vereinigung von Griechen aus allen Landschaften, aber unter politischer Führung von Athen erfolgte.
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