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1. Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 49

1886 - Hannover : Meyer
49 und Könige wollten aber Lysander nicht mehr nach Belieben schalten lassen. Deshalb zog auch der König Pansanias mit einem Heere nach Attika und übergab Athen der demokratischen Partei, Elensis dagegen den Dreißig als einen besonderen Staat. In Athen wurde nach Herstellung einer gemäßigt demokratischen Verfassung eine allgemeine Amnestie beschlossen, von der nur die Dreißig ausgenommen waren. Als nicht lange daraus die geächteten Tyrannen Athen überfielen, wurden sie geschlagen und Eleusis wieder mit Athen vereinigt. Die neue Demokratie war ängstlich bemüht, alles vom Staate sern zu halten, wodurch das Unglück der letzten Jahre verschuldet war. Außer den landesverräterischen Oligarchen hatte auch die sophistisch gebildete Jugend jeden Gemeinsinn verleugnet; Eigennutz und Hochmut erfüllte sie, und Zweifelsucht war an die Stelle der alten Religion getreten. Ein Feind war allerdings den Sophisten entstanden in Sokrates, dem Sohne eines Bildhauers, der anfänglich das Gewerbe feines Vaters gelernt hatte, bald aber von einer-inneren göttlichen Stimme zur Philosophie, dem Suchen nach Wahrheit, getrieben war. Tugendhaft, nicht gelehrt sollen die Menschen sein, und deshalb wies er sie auf die mahnenden Worte am Eingänge des delphischen Tempels hin: „Erkenne Dich selbst!" Er stellte den Lehrsatz auf, daß die Tugend ein Wissen sei, d. h. ein Thun aus klarer Erkenntnis des Guten und Bösen. Gut aber ist das, was dem Menschen dauernde Befriedigung verschafft. Obgleich das delphische Orakel ihn für den weisesten aller Hellenen erklärte, erschien Sokrates der neueu Demokratie nicht minder gefährlich als die Sophisten, da zu seinen Schülern Alei-biades und Kritias, die Verderber des Staates, gehört hatten. So kam es, daß der Philosoph in seinem 70. Jahre angeklagt wurde, daß er die Jugend verführe, an die Götter des Staates nicht glaube und neue Götter lehre. Sokrates verteidigte sich vor der Heliäa in stolzem, ironischem Tone und wurde zum Tode verurteilt. Da gerade das Staatsschiff zum Feste des Apollo nach Delos abgegangen war, mußte die Hin- richtung bis zur Rückkehr der Gesandtschaft verschoben werden. Diese Frist benutzte einer seiner Schüler, um einen Fluchtversuch vorzubereiten, aber Sokrates lehnte ihn ab, weil man den Gesetzen in jedem Falle Gehorsam schulde. In heiterer Stimmung verkehrte er mit seinen Freunden, nahm am letzten Tage Abschied von seiner Frau Xantippe und seinen Kindern und trank nach Gesprächen über die Unsterblichkeit der Seele (geschildert in Platons Dialog Phüdon) den Schierlingsbecher. Sein letztes Wort war eine Mahnung, dem Asklepios (Äskulap) einen Hahn zu opfern, wie diejenigen thaten, welche eine Krankheit überstanden hatten. So bezeichnete er den Tod als eine Genesung. Seine Lehre ist uns durch seine Schüler Secnophon und Plato übermittelt. Knaake, Lehrbuch der alten Geschichte. t
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