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1. Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 127

1886 - Hannover : Meyer
127 Abendessen, zudem sich Cicero selbst beim Lucnllus geladen hatte, 40000 Mark. Der Wert der Grundstücke stieg mit der Großartigkeit der Bauten ins ungeheure. Cicero z. B. kaufte sein Haus auf dem Palatin von Crassns für 3x/2 Millionen Sestertien (= 6—700 000 Mars). Während des ungesunden Sommers siedelten die reichen Römer auf ihre Laudgüter über, die oou deu schönsten Gärten umgeben waren. Unter diesen war die Villa Lnculls berühmt. — Mit ihren Männern hielten die Frauen im Luxus gleichen Schritt; doch nahm mit der Putzsucht leider die Sinnenlust überhand, der Ehebruch wurde häufig, inniges Famili enleb en selten. Vornehme römische Jünglinge gingen gern nach Griechenland, um berühmte Philosophen zu Athen, bedeutende Redner zu Rhodus zu hören, denn griechische Bildung war das Kennzeichen der reichen Römer geworden. Dadurch erwachte das Streben, es den Hellenen gleich zu thun. Die lateinische Sprache wurde zumal von Cicero in seinen Reden und philosophischen Schriften sowie von Cäsar in seinen Denkwürdigkeiten über den gallischen und den Bürgerkrieg ausgebildet. Neben ihnen ragen die Historiker Gajus Sallustius Crispus und Cornelius Nepos hervor und auf dem Gebiete der Altertumskunde Marcus Tereutius Varro. Unter den Dichtern trat Titus Lucrctius Carus in dem Lehrgedicht „von der Natur der Dinge" für die Philosophie des Epikur ein, Gajus Valerius Catullus aus Verona schrieb vortreffliche Liebeslieder. Die Religion war bei den Vornehmen längst der Freidenkerei und Philosophie zum Opfer gefallen. Äußerlich allerdings hütete man sich wohl, mit ihr zu brechen, da man durch sie das Volk beherrschen konnte, besonders bei der Anstellung der Auspicien. Nur aus diesem Grunde drängten sich die herrschenden Klassen zu deu Priesterämtern, denn „weuu ein Augur den andern sieht, so lacht er." Die meisten Vornehmen waren Epikureer oder Stoiker. Der Epikureismus deukt sich die Götter in behaglicher Ruhe, unbekümmert um der Menschen Leid und Lust, und daher besteht auch seine höchste Weisheit darin, das Leben zu genießen und sich in seinem Genusse durch keine Unruhe des Gemütes stören zu lassen. Der Stoicismus lehrte, daß die Tugend allein dem Menschenleben Wert und Bedeutung giebt. Man muß daher nicht die Welt genießen, sondern durch Selbstbeherrschung über sie herrschen und sich mit Ruhe in das Unabänderliche fügen, zufrieden, Vernunft- und pflichtgemäß gehandelt zu haben. Dieser Philosophie hingen die edelsten Römer an, z. B. der jüngere Cato. Es fehlte auch nicht an solchen, die an einem Erkennen der Wahrheit verzweifelten und behaupteten, man könne höchstens Wahrscheinlichkeit gewinnen. Deshalb suchten sie sich aus den verschiedenen Systemen das heraus, was sie für wahr hielten, insbesondere die Lehren des Pythagoras, Plato, Aristoteles. Zu diesen Eklektikern gehört Cicero,
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