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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 79

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 79 — Diesen geregelten Gesang nannte man den Ambrosianischen. Derselbe war zwei Jahrhunderte in Gebrauch, bis der Papst Gregor der Große (591—604) demselben eine höhere Ausbildung gab und eine Singschule gründete, in welcher Knaben zum Vortrag der geistlichen Gesänge herangebildet wurden. Bis zum 11. Jahrhundert war die Musik ausschließliches Eigenthum der Kirche gewesen. Als aber der Ritterstand zur Blüte gelangte, da fingen auch die höheren weltlichen Stände an, sich mit der Musik zu beschäftigen. Die ritterlichen Sänger, welche in der Regel ihre Lieder selbst dichteten und in Musik setzten, zogen von Burg zu Burg, von Hof zu Hof, um im Gesänge und • im Saitenspiel die Heldenthaten der Männer, die Tugenden der Frauen, die Schönheit der Natur rc. zu besingen. Diese Rittersleute nannten sich in Frankreich Troubadours und in Deutschland Minnesänger. Ihre Blütezeit fällt in das 12. und 13. Jahrhundert. Die Zahl dieser Sänger war sehr groß; Kaiser und Könige, Herzöge und Fürsten, Grafen und Ritter übten diese edle Kunst. Als der romantische Geist des Ritterthums ausartete, verfiel auch der Mmnegefang. Neben dem Minnegesang wurde die Musik auch zu den weltlichen und geistlichen Spielen benutzt. In den letztem, die man auch Mysterien nannte, wurden die biblischen Texte stets gesungen und zwar ganz in der Weise, wie sie der katholische Gottesbienst noch heutiges Tages bewahrt. Alle Musik war bis ins 15. Jahrhundert hinein einstimmig; ein mehrstimmiger (harmonischer) Gesang und eine Vervollkommnung der Musikinstrumente wurde erst in dem 16. Jahrhundert angestrebt. e) Die Dichtkunst. Auch die Poesie erwachte in Deut schlanb erst, als das Christenthum feinen allgemein bitbenben Einfluss auf das Volk ausübte. Zwar erzählt uns die Geschichte von alten Liebern, die den Ruhm Hermanns besingen, allein auf unsere Zeit ist nichts bavon gekommen. Da alle Wissenschaft und Kunst zuerst in den Klöstern btiihete, so sind auch die uns schriftlich überlieferten Dichtungen meist von Geistlichen versasst und haben auch vorwiegend geistlichen Inhalt, wie der Heljand und der Krist. Beide Gedichte behandeln die Lebensgefchichte des Heilands nach den Evangelien (Evangelienharmonie) in poetischer Sprache. Erst die Kreuzzüge weckten im deutschen Volke den innern Sinn und die Liebe zu den Künsten. Bald bliihete daher die Poesie aus und anstatt der Geistlichen und Mönche traten jetzt Ritter, Fürsten und Könige als Dichter und Beschützer der Kunst aus. Es entstand die sogenannte ritterliche Poesie, die, wie im vorigen Abschnitte schon gesagt wurde, mit der Musik Hand in Hand ging. Zwei große poetische Gattungen waren es, in denen die ritterliche Poesie Zur hohen Blüte gelangte: Das Minnelied, welches die Tugenden der Frauen und die keusche Liebe besang und das Epos, in welchem die großen Thaten der Helden gepriesen wurden. Die bedeutendsten Dichter dieser Zeit waren Heinrich v. der Velbecke (Minnelieber), Wolfram v. Efchenbach (das
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