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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 83

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 83 — Auf seinem Lehen, je nach der Landesbeschasfenheit von sicheren Sümpfen umgeben, oder auf hohen unzugänglichen Bergen erbaut, stand die Wohnung des Ritters, an ihrem Fuße vielleicht lag das Dorf, das zu ihr gehörte, auch gehörten wohl oft mehrere Dörfer zu einem Lehen. In Wald und Haide jagte der Ritter, und das Wild wurde, da es von den Bauern geschont werden mußte, eine wahre Plage. Die Burg war fest und sicher gebaut, Zugbrücke, Wall und Graben, dicke Thürme, ein Schloßhof, oft auch mehrere. Im Untergeschoss der Männersaal, oben die Wohnungen der Frauen, auf dem Schlosshofe in kleineren Gebäuden die der Dienerschaft. Nicht immer war das Leben aus solcher Burg angenehm, besonders nicht im Winter, auch ließ die Verpflegung bei den ärmeren Rittern wohl manches zu wünschen übrig. Wenn aber der Sommer herannahte, dann zog der Ritter zu Felde oder zu Hofe. Da fanden Ritterspiele und Gelage, Turniere und dergl. statt, das waren die Glanzpunkte seines Lebens. Anders wurde das Ritterwesen und verfiel allmählig mehr und mehr um die Zeit nach den Kreuzzügen. Die Poesie- und schwungvolle Ritterzeit mit ihrem Minnegesang (vergl. Geschichte der Poesie) war dahin. Seit 1254 ergaben sich viele Ritter, durch ihr üppiges Leben in Schulden gerathen,' oder von Armut geplagt, dem Raubleben. Sie überfielen die Kaufleute, plünderten sie, nahmen sie gefangen, schleppten sie auf ihre Burgen und erpressten schweres Lösegeld. — Schauderhaft war oft die Art, wie die Gefangenen behandelt wurden. Beinahe ebenso schlimm hatten es die Bauern, welche dem Ritter zu steuern hatten. Kaum konnten sie ihren dürftigen Acker bebauen vor Frohndiensten, die ihnen aufgezwungen wurden, kaum hatten sie das liebe Leben, da der Ritter ihnen das Wenige, was sie dem Boden abgewannen, womöglich gewaltsam abpresfte. Die ganze Bauernschaft Deutschlands mit wenigen Ausnahmen seufzte unter einem Druck, der sie endlich im 15. Jahrhundert zu Verbindungen unter sich trieb und im Ansange des 16. Jahrhunderts zum offenen Aufstande (1525). — Gaben doch die Schweizer Bauern ein so gutes Vorbild. Unter dem Bauernstande muß man zwei Klassen unterscheiden: die am schlechtesten gestellten sind die Hörigen und Leibeigenen. Die andern etwas besser gestellten, vielleicht früher frei, gaben sich irgend einem Lehnsherrn in Schutzpflichtigkeit und bekamen dann gegen bestimmte Leistungen, manchmal auch unbestimmte, einen Bauerhos oder eine Mühle rc., diese Bauern hießen Meier. Dies wurde jedoch nicht ihr Besitz, sie konnten sogar oft willkürlich daraus vertrieben werden. Diese Bauern litten nun nicht wenig von den Fehden, welche die Ritter unter sich führten. Wie oft loderten bei solchen Fehden Gehöfte oder ganze Dörfer in Flammen auf i Wie oft wurde die Ernte zerstampft, das Vieh weggetrieben, nur um dem Ritter selber an seinen Einnahmen zu schaden. Vor allem zügellos betrug sich der Adel der brandenburgischen Lande, bis ihm endlich das Handwerk durch Friedrich I. gelegt wurde. Außer den von den einzelnen Territorialherren abhängigen Rittern gab es 6*
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