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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 157

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 157 — Familie bleich und entstellt bei der Nationalversammlung an. Beim Eintritte sagte der König mit Würde: „Ich bin hierher gekommen, um Frankreich ein großes Verbrechen zu ersparen, und ich denke nirgends sicherer zu sein als in Ihrer Mitte, meine Herren!" Man empfing ihn kalt und wies ihn mit seiner Familie nach oben in einen für Zeitungsschreiber vorbehaltenen Platz. Dort mußte er zuhören, wie unten die Versammlung über seine Absetzung und die gänzliche Abschaffung der königlichen Regierung beratschlagte. Unterdessen verkündete das Knallen der Gewehre und das Donnern der Kanonen, daß die Entfernung des Königs das Blutvergießen, welches dieser Monarch so sehr fürchtete, keineswegs abgewendet habe. Die Schweizergarde war nach der heldenmütigsten Gegenwehr größtenteils niedergemacht, das Schloß erstürmt worden. Hierauf begaben sich ganze Haufen des Pöbels, das Gesicht vom Pulverdampfe geschwärzt und die Hände mit Blut besudelt, in die Nationalversammlung und forderten die Absetzung des Königs. Die Versammlung erschrak und faßte eiligst den Beschluß, es solle durch das Volk ein Nationalkonvent gewählt werden; denn das Königtum tauge nicht für Frankreich. Der König wurde deshalb vorläufig feiner Würde verlustig erklärt und wie ein Missethäter mit seiner Familie nach dem sogenannten Tempel, einem alten, turmähnlichen Schlosse, gebracht. Am 21. September 1792 wurde der Nationalkonvent aus den wütendsten Jakobinern errichtet. Sofort hob dieser die Königswürde definitiv auf, verwandelte Frankreich, die älteste christliche Monarchie, in eine Republik und brachte mit dieser eine neue Zeitrechnung in Verbindung. Man zählte nach Jahren der Republik und fing den Anfang des ersten Jahres vom 21. September 1791 an. Auch die Namen der Monate wurden verändert und statt der Wochen Dekaden eingeführt, wovon jede 10 Tage enthielt. 36 heidnische Festtage traten an die Stelle von 52 christlichen Sonntagen. Mit der Abschaffung des Königtums wurden alle Wappen und Bildsäulen der Könige vom Pöbel zertrümmert; der Konvent richtete die Banden dazu ab. Ja sogar die königlichen Gräber zu St-Denis unweit der Hauptstadt wurden aufgewühlt, die Leichname ans den
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