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1. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 163

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Jesu erinnerte (Fig. 35). Und gelassen streckte jetzt Ludwig seine Hände hin und sprach: „So bindet sie denn, damit ich den Kelch der Leiden bis auf die Neige trinke." Dann trat er auf die linke Seite des Gerüstes und rief: „Still, Trommelschläger!" Sie hielten ein, und er sprach nun mit vernehmbarer Stimme: „Franzosen! ich sterbe unschuldig an allen Verbrechen, deren man mich anklagt; ich verzeihe den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches ihr jetzt vergießen wollet, nie über Frankreich komme. Und du, unglückliches Volk. . . !" Diese letzten Worte wurden von dem Getöse aller Trommeln verschlungen, die auf Santerres Gebrüll zu wirbeln begannen. Zugleich ergriffen die Henker ihr Opfer und führten es unter das Fallbeil. Der Beichtvater kniete neben ihn und rief ihm die Worte zu: „Sohn des hl. Ludwig, steige hinauf gen Himmel!" Da fiel das Beil, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das Blutgerüst. Einer der Henkersknechte hob es triumphierend empor und zeigte es den Zuschauern, während von allen Seiten das Geschrei: „Es lebe die Nation! Es lebe die Freiheit!" ertönte. Hüte und Mützen flogen in die Höhe, und singend tanzte der Pöbel um das Blutgerüst. Der bessergesinnte Franzose aber verbarg aus Angst vor jener Rotte seinen tiefen Schmerz. Die Schreckensherrschaft. Mit Hilfe des bewaffneten Pöbels bemächtigten sich die wildesten Republikaner (die sogenannten Berg- oder Schreckensmänner) der Gewalt und ließen nicht nur alle Anhänger des Königtums und solche, die als Königlichgesinnte verdächtig wurden, unter der Guillotine bluten, sondern auch die gemäßigten Republikaner oder die sogenannten Girondisten. Es entstand in Frankreich ein Bürgerkrieg, während es gleichzeitig mit Österreich, Preußen, den deutschen und italienischen Fürsten, mit England und Spanien Krieg angefangen hatte. Anfangs ging es den republikanischen Heeren schlecht, allein die Bergmänner stellten immer stärkere Heere auf, guillotinierten die Generale, die unglücklich fochten oder ihre Schuldigkeit nicht thaten, und der kriege-
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