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1. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 150

1879 - Leipzig : Weber
150 Die Zeit der Auflösung in Staat und Kirche. § 165. In Münster kam es zu schlimmeren Vorgängen, als früher in Wittenberg (§ 159). Die lutherische Lehre war hier durch den Prediger Bernhard Rottmann verkündigt worden. Im Jahre 1534 aber kamen Wiedertäufer aus Holland hierher, denen Rottmann sich anschloß. Es waren zumeist religiöse Schwärmer, überspannte, excentrische Köpfe, wie Thomas Münzer (§ 160), aber auch Männer von rationalistischen Grundsätzen, die indeß allesammt den Vollzug der Taufe an Erwachsenen forderten, eine nahe Wiederkehr Christi verkündigten und eine Gemeinde von Heiligen ohne Obrigkeit und Priester mit Güter- und Weibergemeinschaft errichten wollten. Ihr Haupt und Prophet war Jan Matthys, ein Bäcker aus Haarlem, der mit seinem eifrigsten Anhänger Jan Bockelson oder Bockold, einem Schneider aus Leyden, in Münster erschien und einen großen Theil der Bevölkerung für seine Lehren gewann. Sie vertrieben den Magistrat und die reicheren Bürger, auch den Bischof der Stadt, und führten Gemeinschaft der Güter ein. Ein Jeder mußte, was er an Geld und Kostbarkeiten besaß, in einen öffentlichen Schatz niederlegen, die Kirchen wurden ihrer Reichthümer beraubt, alle Bilder und Bücher außer der Bibel verbrannt, Vielweiberei wurde eingeführt. Als der vertriebene Bischof, von Philipp von Hessen und anderen Fürsten unterstützt, die Stadt mit Truppen umschloß, Jan Matthys bei einem Ausfall getödtet war, machte sich Jan Bockold (Johann von Leyden) zum König von Münster, und nun begann ein tolles und zugleich blutiges Regiment. Alle Unzufriedenen wurden getödtet, Johann und sein Anhang lebten im schrankenlosesten Genuß sinnlicher Freuden, während Apostel in alle Welt ausgesandt wurden, für dieses „himmlische Reich" Propaganda zu machen. Aber gar bald ging es mit der Herrlichkeit desselben zu Ende. Die Stadt wurde von den Belagerern 1535. ausgehungert und in der Nacht zum 25. Juni 1535 durch verräterische Bürger dem Heere des Bischofs geöffnet. Nach blutigem Kampf wurden Johann von Leyden, sein Scharfrichter Knipper-dolling und sein Kanzler Kreckting gefangen, in mehreren deutschen Städten zur Warnung der Bewohner untergeführt, und dann
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