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1. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 36

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 36 — unwürdigen Päpste absetzte und einen deutschen Bischof mit dieser Würde belehnte. Er brachte es selbst soweit, daß die Römer keinen Bischof, also keinen Papst wählen konnten, ohne Einwilligung und Zustimmung des deutschen Kaisers. Unter ihm hatte Deutschland seine größte Ausdehnung, die Kaiserwürde das höchste Ansehen erlangt. Ein höchst unglücklicher Fürstwarheinrich Iv. (1056—1106). Erst 6 Jahre alt, als sein Vater starb, wurde er anfänglich von seiner Mutter Agnes erzogen, bis ihn der Erzbischof Hanno von Köln auf ein Rheinschiff locken und entführen ließ. Von Hanno wurde Heinrich in strenger, fast harter Zucht gehalten. Später bemächtigte sich jedoch Adalbert, Bischof vou Bremen, des Knaben, wo er Pracht und Verschwendung lieben lernte. Die Folgen solcher Erziehung zeigten sich bald. Mit dem fünfzehnten Jahre übernahm er selbst die Regierung. Von Adalbert zum Hasse gegen die Sachsen angefeuert, drückte er diese nun auch besonders hart. Aufs Aeußerste gereizt, griffen dieselben zu den Waffen, wurden aber von Heinrich (1075) an der Unstrutbesiegt. Da wandten sie sich au den Papst Gregor Vii. Obgleich nur eines Zimmermanns Sohn, war Gregor ein Mann von Gelehrsamkeit, Muth und Herrschsucht, der deu Plan hatte, die Kirche völlig vom Staate loszureißen und die päpstliche Macht zur höchste» auf Erden zu erheben; denn er meinte, wie der Mond unter der Sonne stehe, so solle fortan jeder Staat unter dem Oberhaupte der Kirche stehen. Um die Geistlichen enger an sich zu ketten und von weltlichen Herrschern unabhängig zu machen, ließ er auf den Kirchenversammlungen (Concilien) festsetzen, daß dieselben unverheiratet bleiben sollte» (Cölibat); ferner verbot er den Verkauf geistlicher Stellen um Geld (Simonie, Apostelgesch. 8,18) und nahm auch das Recht in Anspruch, Könige ein- und abzusetzen. Gregor lud nun, auf die Klagen der Sachsen, den Kaiser nach Rom vor. Dieser aber erbittert, ließ den Papst absetzen, woraus Gregor deu Kaiser mit dem Banne belegte, nach welchem Heinrich von der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen war und niemand mit ihm Umgang haben durfte. Zugleich drohte er, das deutsche Reich mit dem Interdikt zu belegen, wenn es ferner dem Kaiser gehorchen werde. Und wo dasselbe ausgesprochen wurde, durfte keine Kirche geöffnet, keine Glocke geläutet, feine Ehe eingesegnet und niemand nach kirchlichen Gebräuchen beerdigt werden. Heinrich, dem man jetzt von allen Seiten den Gehorsam aufkündigte, mußte daher, um die Gnade des Papstes zu erflehen, nur von wenigen Getreuen begleitet und unter ungeheuren Schwierigkeiten, mitten im Winter 1077 über die mit Schnee bedeckten Alpen nach Italien ziehen. Drei Tage und drei Nächte mußte er hier in härenem Buß-gewande, unbedeckten Hauptes im Schloßhofe zu Cauossa stehen, wo sich Gregor eben bei der Gräfin Mathilde aufhielt. Vor Hunger und Kälte fast erstarrt, ließ ihn dieser auf die Bitten der Gräfin endlich vor sich kommen und sprach ihn nur unter der Bedingung vom Banne los, daß er sich bis zur Entscheidung der Sache auf dem Reichstage zu Augsburg der Regierung enthalte. Unterdessen hatten
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