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1. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 48

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 48 — langten die Räumung einiger Kirchen in Prag für ihren Gottesdienst, was ihnen abgeschlagen wurde. Sie zogen deshalb von Prag fort anf den Berg Tabor, den sie ^befestigten, kehrten aber später unter ihrem Anführer Ziska in die Ltadt zurück, hielten in der Stephanskirche ihren Gottesdienst, zogen danr^ vor das Rathhaus und verlangten die hier gefangen gehaltenen Hnssiten frei zu geben. Als man ihnen diese Forderung abschlug, ließ Ziska das Rathhaus erstürmen und die Rathsherren zu den Fenstern hinunterstürzen. Nach dem Tode des Königs Wenzel (1419) sollte sein Bruder Sigismund König von Böhmen werden, allein den Mann, der ihrem Huß das freie Geleite gebrochen hatte, wollten die Hnssiten nicht haben. Bald lösten sich alle Bande der Ordnung und des Gehorsams; rottenweise zogen die Hnssiten im Lande umher, zerstörten Kircheu und Klöster und verübten allerlei Grausamkeiten an Mönchen und katholischen Gutsherren. Die Wüthendsten waren die Taboriten, benannt nach dem Berge Tabor. Endlich erschien Kaiser Sigismund 1420 mit einem großen Reichsheere und belagerte Prag, wurde aber vou Ziska zurückgeschlagen. Schon waren die Hussiteu unter einander zerfallen, als plötzlich 1421 der Markgraf von Meißen, Friedrich der Streitbare, über das Erzgebirge kam und Saatz belagerte. Schnell bereinigte man sich, und kaum hieß es: „die Hussiteu kommen!" so flohen die Deutschen eiligst über das Gebirge zurück. Im Winter desselben Jahres führte Sigismund ein zweites Heer nach Böhmen, wurde aber vou dem bliudeu Ziska, der schou früher einäugig, jetzt aber durch einen Holzsplitter auch das andere Auge verloren hatte, völlig geschlagen. Sigismund fürchtete Ziska so sehr, daß er ihm die Statthalterschaft von Böhmen antrug, doch ehe dessen Entscheidung hierüber bekannt wurde, ereilte ihn der Tod. An Ziska's Stelle trat nun Pro cd-Pius. Nachdem die Hnssiten Böhmen verwüstet, fielen sie bald in Baiern, Sachsen, Schlesien und in die Lausitz ein und erfüllten Alles mit Schrecken. Auf’s Neue verbanden sich die 'deutschen Fürsten gegen sie, und Friedrich der Streitbare erhielt wieder den Oberbefehl. Bei Außig erlitten aber die Deutschen 1426 eine vollständige Niederlage. Mehrere andere Treffen sielen ebenfalls unglücklich aus, so daß man nun wohl einsah, mit Gewalt sei hier nichts auszurichten. Die gemäßigteren Hussiteu (die Calixtiuer), mit dem zufrieden, was man ihnen zugestand, zogen selbst gegen die Taboriten und besiegten dieselben. Nachdem Sigismund den Böhmen freien Gottesdienst bewilligt hatte, wnrde er 1436 als König anerkannt, und so war die Ruhe wieder hergestellt. Aus dem besseren Theile der Taboriten entstand nachher die böhmisch-mährische Brüdergemeinde, welche später in die 1722 vom Grasen Zinzendorf gestiftete Brüdergemeinde überging, deren Hauptsitz Herrnhut wurde. Noch ist zu erwähnen, daß Sigismund Schulden halber die Mark Brandenburg mit der Kurwürde (1415) an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg, ans dem Hanse Hohenzollern, verpfändete, bei welch' letzterem sie auch verblieben ist. 1422 war das
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