1886 -
Danzig
: Gruihn
- Autor: Krüger, Carl A.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie, Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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ich will euch alles wieder aufbauen. Bei Zorndorf, unweit Küstrin, wurden die Russen besiegt. Es war die blutigste Schlacht im ganzen Kriege.
Hochkirch. 1758. Nach diesem Siege eilte Friedrich nach Sachsen, wo die Österreicher unter Daun standen. Hier erlitten die Preußen bei Hochkirch, unweit Bautzen, eine Niederlage. Feldmarschall Keith machte den König vor der Schlacht aus die gefahrvolle Stellung aufmerksam und sprach: „Wenn uns die Österreicher hier nicht angreifen, fo verdienen sie gehängt zu werden." Friedrich antwortete: „Wir müssen hoffen, daß sich die Österreicher mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten." Dauns Grenadiere und Laudons Reiterei bereiteten den Preußen große Verluste, und diese mußten sich zurückziehen.
Die, Niederlage bei Kunersdorf. 1759. Friedrich kämpfte (1759) gegen die Österreicher und Russen bei Kunersdorf, unweit Frankfurt ct. O. Obgleich die Preußen mit großer Tapferkeit fochten, wurden sie doch in die Flucht geschlagen. Unter Friedrich wurden zwei Pferde erschossen, und eine Kugel prallte an einer vergoldeten Kapsel ans seiner Brust ab. Als der König alles verloren glaubte, sprach er: „Kann mich denn heute keine Kugel treffen?" Der Sieg war aber von den Feinden so teuer erkauft, daß Soltikow, der russische Feldherr, an seine Kaiserin schrieb: „Noch einen solchen Sieg, und ich werde mit dem Feldherrnstabe in der Hand allein nach Hause zurückkehren müssen."
Liegnitz und Torgau. 1760. Bei Liegnitz glaubten die Österreicher im folgenden Jahre, daß sie die Preußen schort im Sack hätten, der nur noch zugeschnürt werden dürfte. Friedrich aber sprach: „Ich denke ihnen ein Loch in den Sack zu machen, das sie nicht so bald werden ausbessern können!" Durch einen plötzlichen Angriff wurden die Österreicher gänzlich geschlagen. Daraus zog der König gegen Daun, welcher bei Torgau stand. Nach hartem Kampfe fiel Zieten dem Feinde in den Rücken, und die Preußen errangen den Sieg.
Der Friede zu Hubertsburg. 1763. Der Krieg dauerte noch zwei - Jahre; da endlich wurde auf dem Jagdfchloffe zu Hubertsburg (bei Dresden) der Friede geschlossen, und Friedrich behielt ganz Schlesien.
34. Die erste Teilung Polens. 1772.
Die Zustände Polens. Polen war zu Friedrichs Zeit ein Wahlreich, welches nur Edelleute und Bauern hatte. Letztere waren Leibeigene und hatten allein an den Staat die Steuern zu zahlen. Außerdem aber mußten sie auch ihren Edelleuten Geld entrichten und Schaft, Käse und Getreide abgeben. Der Bauer mußte ferner beim Edelmann die Burgen und Brücken bewachen, den Acker bestellen und die Ernte einbringen. Bei herrschaftlichen Jagden hatte er die Pferde und Hunde zu füttern. Dem Fürsten und dessen Beamten mußte er Vorspann gestellen und an die Kirche den Zehnten geben. Kein Leibeigener durfte ohne Erlaubnis des Edelmannes aus seiner Wohnung ziehen. Vor Gericht fand der Bauer kein Gehör. \Sa> der Edelmann zahlte nur eine Geldstrafe, wenn er einen Bauer tötete. Schulen waren et ne Seltenheit. Selbst ungebildete Edelleute jonnten die höchsten Beamten-jteuen bekleiden. Auf dem polnischen Reichstage, wo der Bauer nicht vertreten war, gmg es bunt her. Wenn ein Abgeordneter bei Beratung und Abstimmung übet wichtige (Staatsangelegenheiten nur das Wort ausrief: „Nie pozwolarn,“ d. h-„ich erlaube nicht," so konnte ein Gesetz schon nicht zu stände kommen, cm. rr ci',tc Teilung Polens. 1772 Bei diesem unheilvollen Zustande des Zahlreiches kam es dahin, daß Rußland, Österreich und Preußen sich das Land teilten. Friedrich der Große erhielt Westprenßeu (außer Danzig und Thoru), den Jeetzeotstnft (zu beiden Seiten der Netze) und Ermland. Westpreußen war seit dem Frieden zu Thorn (1466) polnisch gewesen und seit den Zeiten des deutschen Ritterordens, wo es blühte,_ in großen Verfall geraten. Unter preußischer Herrschaft begann für diese Provinz- wieder eine bessere Zeit.